Das vor drei Jahren in Dornbirn gegründete Start-up fairkom hat sich auf die Entwicklung von Kommunikationssoftware unter den Aspekten Nachhaltigkeit und Datenschutz spezialisiert.
Multidisziplinäres Team im Einsatz
Wer an dem fast 300 Jahre alten Rheintalhaus im Dornbirner Stadtteil Hatlerdorf vorbeikommt, würde wohl nicht erahnen, dass sich in diesen alten Gemäuern Zukunftsweisendes abspielt. Nur ein kleines Schild mit der Aufschrift „fairkom“ am Eingang des roten Hauses, das in Sichtweite zum Hatler Brunnen steht, deutet darauf hin, dass hier ein Büro angesiedelt ist. Im Inneren des Hauses heißt es, Kopf einziehen – die niedrige Raumhöhe macht es für groß gewachsene Besucher nicht gerade einfach, sich im Haus fortzubewegen. Ein paar Stufen hinunter und schon steht man im ehemaligen Webkeller. Hier ist die Decke etwas höher und der Raum lichtdurchflutet. Schließlich waren die Weber bei ihrer Arbeit auf gutes Licht angewiesen.
Ein breites Netzwerk und buntes Team an der Arbeit. Wo früher Webstühle standen, sind jetzt Schreibtische mit PCs und Notebooks. Statt Garne werden an diesem Ort heute Ideen gesponnen. Drei fix angestellte Mitarbeiter haben hier ihren Arbeitsplatz. Ein Stock höher ist ein großes Besprechungszimmer. Hier kann sich bei Bedarf das gesamte multidisziplinäre Team treffen. Denn zusätzlich zu den drei Angestellten gibt es noch 14 Selbstständige, die für „fairkom“ arbeiten. Das Netzwerk setzt sich aus Programmierern, Grafikern, Kommunikations-Experten sowie einem Juristen zusammen. „Dieses flexible netzwerkartige Arbeiten ist ganz typisch für die Kreativwirtschaft. Es bietet die erforderliche Flexibilität“, erklärt Roland Alton, Vorstandsmitglied von fairkom.
Austausch im Netzwerk über alle Kanäle
Da nicht alle Teammitglieder in Vorarlberg sesshaft sind, wird ein Teil der Besprechungen auch mit Hilfe von Videokonferenzen abgehalten. Auch wenn diese Form der Zusammenarbeit dem Zeitgeist entspricht, gänzlich ersetzen kann es den persönlichen Austausch nicht. „Das Soziale darf nicht zu kurz kommen“, betont Alton. Mindestens zwei Mal im Jahr treffen sich sowohl fix angestellte wie auch auf selbstständiger Basis arbeitende Mitarbeiter von fairkom in irgendeiner Ecke von Österreich. Gereist wird dabei mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Kürzere Arbeitswege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt.
Digitale Nachhaltigkeit & Open-Source
Schließlich hat man bei fairkom den Anspruch möglichst nachhaltig zu agieren – und das schließt neben der Arbeit auch die eigenen Aktivitäten mit ein. So heizt man das Büro in der Badgasse
in Dornbirn mit Holz und es wird drei Mal so viel Solarstrom produziert, wie man darin benötigt. „Außerdem sind alle Server, die der Verein verwendet, klimaneutral“, informiert Sebastian Kuehs, Projektmitarbeiter bei fairkom.
Auch im Arbeitsalltag des Dornbirner ITUnternehmens spielt das Thema Nachhaltigkeit eine ganz entscheidende Rolle. So liegt der Fokus auf der Realisierung von Informatik- und Kommunikationslösungen, die auf dem Open-Source-Prinzip beruhen. „Open Source bedeutet, dass der Quellcode von Softwareprodukten öffentlich zugänglich ist. Jeder kann diesen sehen, weiterentwickeln und adaptieren“, erklärt Sebastian Kuehs. Der Vorteil liegt darin, dass Programmierer aus der ganzen Welt darauf aufbauen können, was andere schon geleistet haben. Ein praktischer Nebeneffekt: Etwaige Fehler oder Sicherheitslücken können schnell entdeckt werden.
Als Kunde hat man den Vorteil, dass diese Anwendungen lizenz-frei sind und man sich bei Open Source-Programmen nicht an einen Anbieter bindet. Der Gedanke, dass Ressourcen gemeinsam fair genutzt werden, spiegelt sich auch im Namen des Unternehmens wider: „Fairkom steht für den Anspruch, faire Kommunikation mit digitalen Medien umzusetzen“, so Alton. Dieses Prinzip setzt sich in allen Tätigkeitsbereichen von fairkom durch. So werden unter dem Titel „fairapps“ ganz viele Anwendungen angeboten, die ähnlich sind wie Office 365, Skype, Whatsapp, Weshare oder Dropbox. Im Unterschied zu diesen weit verbreiteten Online-Services werden die Daten des Vorarlberger Anbieters allerdings nicht in den USA gespeichert.
Datenschutz als Kernanliegen
„Privatsphäre und Datenschutz waren uns schon lange vor der Datenschutzverordnung ein großes Anliegen“, betont Kuehs. Bei fairchat garantieren die Dornbirner einen umfassenden Schutz der Privatsphäre, die Einhaltung der Datenschutzverordnung und dass keine Daten verkauft werden. Ein weiterer Pluspunkt: Bei den Anwendungen von fairkom gibt es keine Werbungen. E-Mail made in Vorarlberg. Diese webbasierten Apps sind vor allem für Unternehmen und Institutionen von großem Interesse.
So entwickelte fairkom auf Anfrage vom Bundeskanzleramt unter dem Namen Termino eine datenschutzrechtlich abgesicherte Alternative zu Doodle. Bei diesem Dienst geht es darum, Termine online zu vereinbaren. Ein weiteres Tätigkeitsfeld von fairkom ist die Beratung der öffentlichen Verwaltung und von Unternehmen in Bezug auf Open Source. „Wir zeigen ihnen gute Alternativen zu Google und Co. auf und helfen ihnen den Umstieg durchzuführen“, erklärt Kuehs. In den nächsten Jahren möchte Vorstandsmitglied Alton „Open Source im Unternehmerbereich noch sichtbarer machen“. Noch heuer soll das E-Mail-Programm „fairsend“ fertig realisiert werden. So wird im einstigen Webkeller noch länger an innovativen Ideen für das World Wide Web gebastelt.
Textautor: Gertraud Höfle-Peter, Neue Vorarlberger Tageszeitung