Gute Ideen kennen keine Grenzen – im nächsten Gespräch ist Andreas Idl von Cropster zu Gast. Das Unternehmen Cropster entwickelt Software, mit der man punktgenau Kaffee rösten kann. Ihre Analyse-Tools werden aber auch in der gesamten Produktkette – von Farmern am Ursprungsort bis hin zu Betreibern von Cafés – eingesetzt. Der Vorarlberger Andreas Idl hat Cropster vor über zehn Jahren mit seinen Freunden Martin und Norbert in Kolumbien, einem der weltweit größten Kaffeeproduzenten, gegründet.

Was Eigenes mit positiver Auswirkung auf die Gesellschaft

Andreas hat an der Fachhochschule Dornbirn im ersten Jahrgang Informatik (damals noch iTec) studiert und 2008 mit Cropster den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. „Der Begriff Start-up hat damals noch gar nicht existiert. Ich habe aber schon Vereine mitgegründet und wollte immer etwas Eigenes machen, das eine positive Auswirkung auf die Gesellschaft hat“, erklärt der Dornbirner. Dieser Gedanke führte ihn in ein internationales Forschungszentrum, dem CIAT – International Center for Tropical Agriculture, in Kolumbien. Die Organisation betreibt non-profit Anwendungs- und Grundlagenforschung für nachhaltige Agrarökosysteme kleinbäuerlicher Betriebe in den Tropen mit Schwerpunkt Lateinamerika.

Von Kolumbien in die weite Welt

In dieser Forschungsgruppe für Grundnahrungsmittel, vor allem für Kaffeebohnen und Reis, wuchs die Idee für Cropster heran. „Wir waren verantwortlich dafür, Daten von Kaffeebauern zentral zu sammeln und auszuwerten. Im Zuge des Projekts haben wir mehrere Leute in der Kaffeeindustrie kennengelernt und das Potenzial für Software-Lösungen in diesem Markt erkannt“, erzählt Andreas. Infolgedessen haben die Freunde das Start-up zunächst informell in Cali, Kolumbien gegründet. „Die GmbH haben wir dann aber in Österreich angemeldet, weil die bürokratischen Hürden in Kolumbien einfach zu hoch waren“, erklärt der heutige Wahl-Innsbrucker.

Mittlerweile ist aus dem Start-up ein internationales Unternehmen geworden. Über 50 MitarbeiterInnen auf vier Kontinenten tüfteln und verkaufen Software-Lösungen für die Kaffeebranche. „Wir helfen Kaffeebauern, Röstern und Cafés ihre Qualität zu steigern und zu halten. Unsere Software ist eine Cloudlösung, das heißt unsere Kunden besitzen Abos für Module, die sie für ihr Geschäft ausgewählt haben“, erklärt der Gründer. Kaffeeröster können so beispielsweise mithilfe von Algorithmen und künstlicher Intelligenz bessere Vorhersagen für ihre Röstung treffen und mit Blick in die Zukunft ihre Prozesse optimieren.

Die USA, Südamerika und Asien zählen zu den Hauptmärkten des Unternehmens, deshalb auch die Hauptsitze in Kalifornien, Hong Kong, Sao Paulo und Österreich. „Unsere Software gibt es bereits in 12 Sprachen und wir haben mehrere tausend Kunden weltweit. Darunter sind viele Kooperativen, Genossenschaften und Bauern“, berichtet der Kaffee-Experte.

Mit Durchhaltevermögen zum Erfolg

Dass aller Anfang schwer ist, beweist aber auch die Cropster-Story. „Wir haben mitten in der Finanzkrise gegründet und als Technologie-Start-up in der Agrarbranche war an eine externe Finanzierung damals nicht zu denken“, erzählt Andreas. Aufgeben war aber nie eine Option, deshalb investierten die Freunde ihr eigenes Geld in den großen Traum. „Die Gründung ist schon ein harter Prozess. Man muss einen langen Atem haben und trotz Rückschlägen nicht aufgeben und sich konstant weiterentwickeln. Unser heutiges Unternehmen mit über 50 MitarbeiterInnen stellt uns vor ganz andere Herausforderungen als noch mit sieben. Uns wird nie langweilig“, schmunzelt der Vorarlberger.

Unternehmergeist aus dem Ländle

Dass es heute viele Initiativen gibt, die Start-ups in der schwierigen Anfangsphase unterstützen, freut ihn deshalb umso mehr: „Gerade in Vorarlberg gibt es eine tolle Start-up-Szene. Das Ländle versteht sich darin, etwas zu unternehmen und fördert deshalb auch den Gründer-Spirit junger Menschen. Da ist in den letzten Jahren mit der FH Dornbirn, Startupland und der Wirtschaftskammer einiges vorangegangen.“

Für Cropster selbst gehe es jetzt darum weiter zu wachsen. „Unser Produkt für Kaffeeröster ist weltweit stark, aber jenes für Kaffeehäuser wurde wegen Covid auf die Wartebank gelegt“, so Andreas, der darauf hofft, im Sommer damit auf den Markt zu gehen. Trotz der anhaltenden Reisebeschränkungen laufe der Verkauf von Software-Lösungen für Kaffeeproduzenten gut und das Service-Geschäft werde nun Schritt für Schritt ausgebaut.

Weitere Informationen unter: www.cropster.com