Das aktuelle Stimmungsbild aus der heimischen Start-up-Szene ist da – vor allem liegt deren Fokus auch 2022 wieder verstärkt auf konsequenter Vernetzung. Außerdem: Die vielfältigen Beratungsangebote werden sehr positiv und immer stärker nachgefragt – und zwar nicht nur in der Gründungs-, sondern auch in der Wachstumsphase.
Die in einer Blitzumfrage erhobenen Daten und Einblicke stellen dem heimischen Start-up-Ökosystem wieder ein respektables Zeugnis aus: Die Zahlen halten sich – trotz zwei Jahren Corona – auf einem recht guten Niveau. Zwar bleibt der Fachkräftemangel und ein etwas verhaltener Optimismus eine zentrale Herausforderung, aber der hohe Grad an Austauschfreude, Hilfsbereitschaft und die zahlreichen Unterstützungsmöglichkeiten runden das positive Bild ab: Geschätzt wird besonderes das kompakte und lebendige Netzwerk mit vielen Events, die kurzen Wege und die gute Infrastruktur am Standort.
Als eine der obersten Prämissen der Initiative Startupland gilt seit jeher das Thema Austausch und Vernetzung. „Gerade weil diese Vernetzung untereinander so gut funktioniert und wir immer gute Rückmeldungen erhalten, werden wir dies auch weiterhin gezielt fördern und konsequent an neuen Formaten und Events arbeiten“, sagt Startupland Geschäftsführerin Julia Grahammer.
„An den Kennzahlen lässt sich ablesen, dass Beratungsangebote stärker nachgefragt sind denn je, und das nicht nur in der Gründungs-, sondern auch in der Wachstumsphase“, führt Thomas Gabriel, Initiator von Startupland an. „Die Angebote für die Wachstumsphasen sind allerdings am Standort noch zu wenig ausgebaut“, ergänzt Gabriel.
Der Barometer wurde nun im 5. Jahr in Folge durchgeführt. Der Rückblick zeigt…
…, dass die Wahrnehmung für das Angebot an Beratungsleistungen kontinuierlich gestiegen ist: Aktuell liegt der von den Befragten Start-ups angegebene Wert hier bei 5,5. (Zum Vergleich: 2021: 5,39; 2020: 4,94; 2019: 4,48; 2018: 4,49)
…Start-up-Events: Starke Vernetzungsaktivitäten für die Szene zeigen Wirkung, es gibt eine Zunahme der positiven Bewertungen. Aktuell liegt der Wert bei 4,78 (2021: 4,33; 2020: 4,65; 2019: 4,72; 2018: 4,23)
…Generell ist das Angebot an Vernetzungsmöglichkeiten kontinuierlich gestiegen: 4,87 (2021: 4,59; Barometer Anfang 2020: 4,43; Ende 2020: 4,62)
…Leistbare Büroinfrastruktur ist gleichbleibend zu 2021: 4,11 – Jedoch gibt es seit 2018 einen deutlichen Anstieg: 2021: 4,11; 2020: 4,47 bzw. 4,30; 2019: 3,69 und 2018: 3,52
…Was Förderungsangebote betrifft, ist die Tendenz rückläufig, aber mit einem Wert von 5,15 nach wie vor hoch. (2021: 5,23; 2020: 4,40; 2019: 3,76; 2018: 3,99)
…Die Mitarbeitersituation gestaltet sich weiter schwierig. Bei einem Wert von 3,20 zeigt sich der Fachkräftemangel auch in der Start-up-Szene deutlich. (2021: 3,49; 2020: 4,20; 2019: 3,49)
Gleichbleibend ist die Gründungsmotivation der Start-up-Teams: „Etwas bewegen und verändern“ wollen 48,6 Prozent, 21,6 Prozent wollen eine geniale Idee umsetzen und 16,2 sich selbst verwirklichen. Optimismus und Entwicklungskurse haben sich etwas eingebremst: Start-ups wollen weiterwachsen, aber setzen vermehrt auf langsameres Wachstum. Zurückhaltung herrscht auch bei den Neueinstellungen: 35,1 Prozent haben keine Neueinstellungen geplant, die Mehrheit plant 1-3 Neueinstellungen in den nächsten 12 Monaten.
Als Hauptfinanzierungsquellen sehen die Start-ups geförderte Finanzierungen, gefolgt von Business Angels und VC + Bankkredite. Die Einschätzungen zur Finanzierungssituation – aktuell liegt der Wert bei 3,00 – haben gegenüber den Vorjahresergebnissen etwas abgenommen: 2021: 3,62; 2020: 3,32; 2019: 3,14. Allerdings geben auch 46,5 Prozent an, derzeit noch nicht auf der Suche nach Fremdfinanzierung zu sein und weitere 30,2 Prozent planen dies erst in den kommenden drei bis sechs Monaten.
Bei den Umsatzzielen (in einer Mehrfachabfrage) liegen bei jungen Teams der Fokus auf Umsatzwachstum, Produktentwicklung und Geschäftsmodellaufbau, gefolgt von Expansion ins Ausland und Abschluss von Finanzierung. Auch ein Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit ist bei den heimischen Start-ups klar erkennbar, 27 Prozent versuchen, soziale sowie ökologische Ziele gleichsam zu berücksichtigen, weitere 27 Prozent geben an: „Wann immer möglich, jedoch ohne vorrangigen Fokus“.
Foto: Frederick Sams