Martin Wolf gründete 1994 das Familienunternehmen WolfVision – mit dem klaren Ziel, Weltmarktführer zu werden. Und entschied sich dann für einen persönlichen Kurswechsel – der ihn mehr zu sich selbst und seiner inneren Begeisterung führte, das er heute in Coachings an Unternehmer und Führungskräfte weitergibt.

Beim Startupland Frühstück Mai im Mutterschiff der Digitalen Initiativen sprach Martin Wolf mit über 60 Interessierten über seinen Erfolg als Weltmarktführer, über Situationen und Learnings daraus sowie über seine Erfahrungen durch seinen Kurswechsel und seine heutige Tätigkeit als Empowerment Coach.

Aufstieg zu einem global erfolgreiches Unternehmen

Doch nicht von Beginn an. 1990 hatte der Martin Wolf’s Vater die erste Firma verkauft, um ein technisch gutes Projektionsgerät entwickeln zu können. 1994 wurde das Patent wieder aus der Konkursmasse geholt, ein Patent, das ein Jahr lang auf Eis lag. Dann die Vision – wie wäre es, das groß zu machen.. „Die Idee ist für die Welt nicht für Österreich gemacht“, war Martin’s Vision. Und so ging es los..

Es war nicht, dass alles geplant war oder das Wachstum von WolfVision so vorhersehbar war. Wir – mein Bruder und ich übernahmen den Betrieb von der vorigen Generation. Wir schauten uns die Märkte an – USA war damals sehr wichtig. Es galt „wenn du es in den USA schaffst, dann ist es weltweit machbar“. Und so gingen wir als kleines Vorarlberger Unternehmen voran. Wir hatten kein Marketingbudget, waren hauptsächlich auf einigen Messen unterwegs. Den Schein zu wahren – das war damals unser credo. Ein großer Messestand, zwei Personen am Stand. „Weiß ja keiner, dass zuhause niemand mehr im Büro sitzt“.

Die Banken glaubten jedoch nicht an uns, der Plan würde nicht funktionieren. Nach vielen Gesprächen schließlich nur eine einzelne. Also ein holpriger Weg zu Beginn, könnte man sagen. Eigentlich klassisch.

Zugute kam uns dann, dass das Produkt damals innovativ war. Und ebenso die österreichische Herkunft, die als Qualitätsmerkmal wichtig war – und ist.

So gab es auch wunderbare und sehr eindrückliche Situationen, die die Vision und den Erfolg bestätigten, wie einmal mit dem Riesen Samsung. Sie stellen zwar selbst sogenannte Visualizer her, verwendeten aber im Konzern WolfVision Produkte für Präsentationen. Oder als Apple ein neues Iphone hervorbrachte und dieses mit einem der WolfVision-Geräte auf der Bühne präsentierte.

„Diese Erlebnisse hatten uns einmal mehr darin bestätigt, dass wir im AV-Markt – im audiovisuellen Technikbereich – eine Nische mit Innovation und Qualität besetzen konnten.“

„Wenn jemand ein Problem gut beschreiben kann weiß er auch die Lösung“

„Die Unternehmenskultur bei WolfVision ist ganz zentral, denn unternehmerischer Erfolg ist ja auch immer eine Gemeinschaftsleistung.“ Dabei bedarf es für Martin vor allem einer individuellen und gleichzeitig stimmigen Kultur. Punkte wie Qualität, Innovation und Selbstverantwortung forderte er auch in der kleinsten Zelle der Firma ein. „Kein Wunder also, dass uns genau diese Punkte erfolgreich machten.“

So sind auch Innovationen von Mitarbeitern ein wichtiger Punkt in der Unternehmenskultur. Umgesetzt wurde dies von Martin dadurch, dass er „den Mitarbeitern einfach aus dem Weg gegangen“ ist. Ein gelerntes Prinzip ist, wie er sagt, dass „wenn jemand ein Problem hat und gut beschreiben kann, dann weiß er auch die Lösung“. „So auch immer meine Frage, wenn du es so genau beschreiben kannst, was würdest du machen?“. Es ging hier darum, einen mentalen Freiraum zu geben.

Ein weiteres Prinzip lag darin, in einem Meeting jemanden nur anzusehen. Dies resultiert im Gehirn in Unsicherheit und Nervosität, wodurch wiederum sehr viel im Hirn passiert, Intuition entsteht und dadurch eine Lösung entwickelt wird .

Das Ziel war ja immer klar

Ich wusste wo ich hinwollte, wusste dass ich auf dem Weltmarkt sein wollte, auf der Bühne“. Und die Mitarbeiter halfen dazu und für diesen Weg.

Mein Prinzip war auch, „wenn zwei dasselbe können, braucht es einen nicht“, oder auch „wenn ich es als Chef kann, dann gilt dasselbe..“ Mit dieser Einstellung bzw. umgesetzt auch einmal in einer Kulturschulung habe ich ziemlich einige Mitarbeiter recht schockiert (lacht). Es ging aber darum klarzustellen, „macht was ich nicht kann, und nicht was ich kann, wenn ihr bei mir arbeiten wollt“. Dieses Verständnis galt es zu klären, aber war auch gleichzeitig eine Einladung, selber mit coolen Ideen zu kommen.

Eigene Unternehmensgründung bei Mitarbeitern gefördert

Manche Mitarbeiter kamen mit Ideen, die nicht direkt in die Firma oder die Mission Weltmarktführer passten. Es gab Gespräche, wenn die Vision richtig tief war, suchten wir einen Weg. Es gab das Prinzip, du kannst 1000 Stunden auf dein eigenes Projekt verwenden. Wodurch ich richtig motivierte Mitarbeiter hatte bzw. richtig motivierte wiederkamen, was ja wiederum beiden Seiten geholfen hatte. Und manche gründeten ihre eigenen Startups und verließen das Unternehmen dann, blieben aber dennoch in Kontakt.

Es gab auch andere Projekte, in der Mitarbeiterförderung. Einer Mitarbeiterin wurde in Spanien eine Innendienststelle organisiert, da sie ihren Traum erfüllen wollte, Spanisch zu lernen. Sie konnte ihren Traum umsetzen, wir hatten in Spanien auf einmal eine optimale Kraft und der spanische Vertreter wusste auf einmal wie man Geräte verkauft. (lacht) Das ist einfach passiert.

„Das war mir immer wichtig, war aber gar nicht so geplant“. Es ist eigentlich passiert, weil ich immer gerne mit den Leuten geredet habe.

2016 als persönlicher Wendepunkt

Aus dem operativen Geschäft zog sich Martin Wolf 2016 zurück. „Es war eine ganz klassische Herzentscheidung“. Die Vertriebs- und Entwicklungsleiter waren im Unternehmen tief drinnen, die Strategie der nächsten Jahre war klar. Das  Unternehmen hatte sich gefestigt und für mich war klar: „Es braucht mich nicht mehr.“

Zwei Jahre war Martin Wolf anschließend noch im Aufsichtsrat tätig, eine Entscheidung, die er jedoch niemanden raten würde. Denn mit ein zwei Chefs – Verwaltung (Bruder) und Visionär (Martin) konnten die Geschäftsführer nicht richtig tätig werden. Sodass er dann auch dies abgab.

„15 Jahre lang war ich zuvor jeweils 7 Monate im Auslang. Immer auf Achse, Kinder, Born out und Bore out hinter mir. Das reichte irgendwann.“, so Martin Wolf rückblickend. Und gleichzeitig ist er der Ansicht, dass diese Erfahrungen irgendwie wertvoll waren.+Aus Erfahrungen kann man lernen oder sich blockieren.“ Auch bei Burn-out und Bore-out ist das ähnlich. „Ich durfte sehr viel daraus lernen und führe meine heutige Visions- und Veränderungskraft auf diese Erfahrungen zurück.“ Und gescheitert sei er schon oft. „Manchmal lernte ich und manchmal erkannte ich, auf dem falschen Weg zu sein. Mein Ziel habe ich deswegen aber nie aufgegeben.

WolfVision war zu der Zeit mit einer klaren Vision auf Kurs, Martin entschied sich für einen neuen Weg. „Ich fing an, mich immer mehr für systemisch energetische Prinzipien, Neurowissenschaften und spirituelle Lehren zu interessieren. Daraus entstand eine neue Vision für die Firma, aber die Lust zur Umsetzung war weg.“ Anders bei seinem Bruder. Dieser wollte unbedingt diesen Prozess anführen. Problem und Lösung lagen also auf dem Tisch und in mir sagte alles: „Ja, du gehst! Heute würde ich sagen, ich bin meinem eigenen Kurs treu geblieben, statt ihn zu ändern.“

Wie wurde ich eigentlich erfolgreich?

Diese Frage stellte sich Martin Wolf, nachdem er bei WolfVision seine Tätigkeiten abgab. „Was ist das besondere an meinem Leben?“. So entschloss er, mehr nun diesen Fragen auf den Grund zu gehen.

„Ich ging auf Reisen und wollte Antworten finden“. War in Indien, es ging um Selbstfindung, Achtsamkeit und Meditation, ich beschäftigte mich mit dem Thema Empowerment, habe den MBA gemacht, der mir aber auch keine Antwort gab. Alte Weisheitslehren in verschiedenen Ländern haben mir die Augen geöffnet und einen neuen Zugang gezeigt. „Ich beschäftige mich mit der Koherenz zwischen Herz, Kopf und Bauch, die im Körpersystem zusammengebracht wird“. Zudem forschte Martin in Mental- und Energietechniken sowie Hirnforschung, dem neuronalen Netzwerk und dem Herzen.

Es ging ihm darum, „einen Zugang zu Intuition zu finden“, sodass dann Visionen eine Strahlkraft bekommen, die die Leute anzieht. Und dies wissenschaftlich zu untersuchen. „Es ist richtig stark und cool, was die Wissenschaft heute alles macht“.  Diesen Zugang und die Denkweise die stark der Natur und dem Herzen zugewandt ist, legt er auch auf weitere Bereiche um. Und ist der Ansicht, dass auch klassischen Feldern – sogenannten 5 Streams – wie Politik, Bildung, Wirtschaft, Gesundheit und Spiritualität eine Veränderung gut täte. „Denn wenn man in ein Büro oder eine Universität geht und alle lachen und du wirst richtig fröhlich empfangen, kann auch viel Neues entstehen“.

Wenn mich etwas begeistert habe ich alle Energie dazu

Andere Kulturen und Menschen haben mich immer schon mehr interessiert, wir ein nur ein Produkt zu verkaufen. Ich wollte immer neue Menschen treffen. Daraus zog ich meine Energie. Und genau das ist so wichtig und kann ich nur in alle Bereiche weitergeben: „Wenn mich etwas begeistert habe ich auch alle Energie dazu“. Dazu gehört viel zu Lachen, dann hat man die Kraft dazu.

Heute forscht Martin Wolf weiter und beschäftigt sich intensiv mit den Zusammenhängen zwischen Mentalem, dem Herzen sowie den Entscheidungen und Umsetzungen im Arbeitsleben.

Beim Frühstück sprach Martin darüber, dass Unternehmer Kopf und Herz verbinden sollten. „Weil wir das unbedingt wieder mehr brauchen.“ Dabei entstehe eine Kraft, der man nicht widerstehen kann. Dann sind unsere Handlungen mit innerer Freude und Begeisterung gefüllt und führen zu positiven Ergebnissen.
Mit der Zeit öffnet sich auch der Zugang zur Intuition und damit zu innovativem Unternehmertum. Ein globaler Wettbewerbsvorteil auf menschlicher Grundlage, der ohne großen Aufwand eine Vorarlberger Kernkompetenz werden kann.

Er gibt dies in Coachings weiter und kombiniert in den Coachings für Unternehmer und Führungskräfte aktuelle wissenschaftliche, energetische und spirituelle Ansätze. Denn er ist der Ansicht, dass „ein Mensch mehr als nur eine Maschine ist, die man mit ein paar Messwerten steuern kann. Mir geht es um die innere Begeisterung, das Herz der Menschen und alles, was daraus entstehen kann.“ Das erfordert andere Denk- und Handlungsweisen als gewohnt. „Für mich ist die Welt ein Ort der unbegrenzten Möglichkeiten und ich kann helfen, Neues auf diese Welt zu bringen – das ist doch genial!“

Nie aufgeben – Tipps für Startups

Generell geht es dabei um ganz viele Bauchentscheidungen. Viele die Schwachsinn sind, viel kommt aus dem Herz, und „immer Lächeln, denn dadurch entsteht Klarheit im Kopf“.

Erstens: Es ist wichtig, auf seine Intuition zu vertrauen und das auszusprechen, was gerade aus dem Herzen raus will. Natürlich macht es Sinn, vor dem Sprechen zu überlegen, ob der Zeitpunkt passt. Wichtig ist aber, dem Pfad der Intuition zu folgen. Dann kommt das Glück immer auf einen zu, vor allem die richtigen Leute.

Zweitens: Beim Produkt darf man keine Kompromisse machen. Das muss zu 100 Prozent auf den Unternehmer passen und davon zu Teilen auf die Kunden. Wer versucht, den Kunden alles recht zu machen, wird scheitern.

Drittens: Ein Problem ist von Natur aus positiv. Es zeigt immer, dass es stimmiger und sinnvoller geht. Wer ein Problem gut beschreiben kann, kennt auch die Lösung. Zu finden ist sie durch Öffnung, nicht Fokus. Oftmals müssen Dinge auch weggelassen oder an anderer Stelle agiert werden. Kurzum: Hör‘ auf deine Intuition und bleib‘ dir treu!

„Ich kann alles“ – und das dann einfach machen

Es gibt Impulse im Leben, in denen man meint alles schaffen zu können und das selber machen zu wollen. Diese gilt es anzupacken – „ich muss das machen“. Wenn man diesem Moment folgt, wird man sich an diesen ständig erinnern. Diese Kraft kann dann auch mitgenommen werden in spätere Situationen – in Kundentermine, in das Textieren von Social Media Texten etc.

Wenn es nicht geht machen wir es anders

Und suchen eine Lösung. Wenn ein Problem auftritt, dann gibt es eine bessere Lösung. Die nur du selbst kennst.  Diesen Leitspruch kann Martin allen Startups und Gründern – sowie auch für viele andere Bereiche und Positionen – mitgeben.

„Das Leben ist eine Herausforderung, die man meistern kann. Alles im Leben ist dazu da, um weiterzukommen.“

 

Mehr zu Martin Wolf auf seiner Website. 

Ein richtig leckeres und wunderschön dekoriertes Frühstück gab es vom Team des mohap Kollektivs – Kontakt Julia Beck.

 

Auszüge aus dem Interview von Simon Groß für Die Wirtschaft.
Weitere Infos zum Unternehmen WolfVision und Martin Wolf’s Erfahrungen im gesamten Interview hier online nachzulesen.