Für Thema Vorarlberg hat Thomas Gabriel, Mitgründer & Geschäftsführer von Molindo und Mitgründer von Startupland Vorarlberg einen Beitrag zum Thema „Am Puls der Zeit“ – zur aktuellen Digitalisierungsgeschwindigkeit sowie sich ändernden Geschäftsmodellen verfasst. Gleich mal weiterlesen.

Agiere wie ein Startup

Die Corona-Krise hat die heimischen Unternehmen einiges gelehrt – vor allem im Hinblick auf die Digitalisierungsgeschwindigkeit. Prozesse, Strukturen und Kommunikationswege wurden im Turbogang auf den neuesten Stand gebracht. Viele Geschäftsmodelle hingegen orientieren sich an veralteten Mustern, die es aufzubrechen gilt. Das kann nur dann gelingen, wenn Innovation und Wachstum in den Fokus gestellt werden. Hier lohnt es sich einen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen – denn das was Startups schon seit vielen Jahren vorleben, könnte auch für größere Unternehmen bald zur neuen Realität werden. Corona-Krise als Chief Digital Officer Corona wirkte wie ein Chief Digital Officer, der den Status quo infrage stellt.

In Krisenzeiten merkt man schneller, wo die Probleme liegen. Prozesse wurden im Schnellverfahren angepasst, digitale Vertriebsmodelle wurden quasi über Nacht geboren und Homeoffice war plötzlich kein Fremdwort mehr. Ein unangenehmes Gefühl von Dringlichkeit wurde spürbar und genau dieses war nötig, um wichtige Veränderungen zulassen zu können. Es braucht schnelle Entscheidungen, Experimente und eine positive Fehlerkultur – hier können sich viele Unternehmen eine Scheibe vom Startup-Spirit abschneiden.

Arbeiten in der Zukunft

Volles Vertrauen in Mitarbeitende, flexible Arbeitsgestaltung und dezentrales Arbeiten – das ist bei Startups schon längst Standard. In den kommenden Jahren wird der Arbeitsplatz der Zukunft jedoch eine neue Dimension erreichen – Homeoffice wird nicht die alleinige Lösung bleiben. Neue Formen des Arbeitens werden sich etablieren und der Trend hin zu mehr Flexibilität in der Arbeitszeit und dem Arbeitsumfeld wird weiter wachsen. Doch das ist nur möglich, wenn zugleich an einer neuen Form von Unternehmenskultur gearbeitet wird.

 

Unternehmen müssen endlich umdenken

Ein Blick in andere Branchen zeigt, wie schnell es oft abwärts gehen kann, wenn man nicht am Puls der Zeit bleibt. So wurden bereits die Musik- oder Medienbranche von der großen Digitalisierungswelle überrollt und viele Schwergewichte mussten das Spielfeld räumen. Unternehmen sind darauf angewiesen, Innovationen auch disruptiv zu entwickeln, um sich langfristig am Markt zu behaupten. Während Traditionsunternehmen den Fokus primär auf die inkrementelle Optimierung ihrer Produkte und Geschäftsmodellen in bekannten Märkten legen, geht es bei jungen Startups um das schnelle Finden und Skalieren digitaler Geschäftsmodelle in für sie neuen Märkten. Investitionen in bewährte Produkte reichen nicht mehr aus – Unternehmen müssen in disruptive Ideen investieren. Diejenigen, die das nicht erkennen, werden langfristig von der Bildfläche verschwinden.

Mut zu radikalen Entscheidungen

Womit verdienen die Vorarlberger Unternehmen zukünftig ihr Geld? Es braucht neue Produkte, Plattformen und Lösungen und genau dafür müssen wir radikal, neue Wege bestreiten. Unternehmen sollten über das bestehende Kerngeschäft hinaus denken, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Es lauern überall neue Mitbewerber. Dazu stehen die Mittelständler und Startups stärker denn je im Fokus internationaler Investoren, insbesondere aus China und den USA: Übernahmekandidaten aus dem Bereich Zukunftstechnologie werden dringend gesucht. Es gewinnt, wer konsequent seine eigene Innovationsstrategie umsetzt. Hier können Corporate Innovation Teams Abhilfe schaffen. Es ist wichtig, dass man die Innovationsführer in einem Unternehmen identifiziert und denen Freiräume gibt. Arbeiten in interdisziplinären Teams wird ein Erfolgsgarant sein.

 

Die Vernetzung mit der Startup-Szene kann unterstützend wirken, denn diese lebt den Spirit schon lange vor. Gleichzeitig sollten Konzerne aber auch stärker auf Startup-Beteiligungen setzen. In der Praxis zeigt sich, dass Innovationen außerhalb der Organisation besser entstehen können. Unternehmen sichern sich mit Investitionen in diese Richtung die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Die Zeit für Ausreden ist vorbei. Gerade unter schwierigen Umständen ist oft mehr möglich.

Der Formel-1-Weltmeister Ayrton Senna hatte mal gesagt: „You cannot overtake 15 cars in a sunny weather… but you can when is raining“.
Ab auf die Überholspur.

Hier den gesamten Artikel – und die weiteren beiden Berichte in dem Kontext zum Thema „Am Puls der Zeit“ von Stefan Hagen und Florian Dünser –  auf Thema Vorarlberg lesen.

 

Fotocredit: Frederick Sams, Nina Bröll