Über 80 Gäste trafen sich frühmorgens um 8 Uhr beim Startupland Frühstück am 29.03.2022 – darunter viele Vorarlberger Startups, HTL Schüler, Gäste aus der Politik und lokale Unternehmer zugleich – zum persönlichen Austausch, für neue Impulse und zum gemeinsamen und endlich auch wieder persönlichen Frühstück im Kammgarn Hard.
Beim Startupland Frühstück März, zu dem Startupland gemeinsam mit der Jungen Industrie Vorarlberg einlud, war Ferdinand Metzler zu Gast.
Der gebürtige Schwarzenberger studierte Maschineningenieur an der ETH Zürich. Ein Studientrip nach Hongkong machte ihm die hohe Rücklaufquote bei Online-Bestellungen bewusst – der Startschuss für sein Startup Fision: Eine Body-Scan App und virtuelle Umkleide. Mit dem Ziel, Rücksendungen durch Fehlbestellungen zu verringern, Überschüsse in der Modebranche zu reduzieren und dadurch CO2 einzusparen, sowie das Online-Shopping-Erlebnis für den Kunden zu verbessern.
In einem Millionen-Exit verkaufte Ferdinand Metzler Fision 2021 an Zalando!
Im Gespräch mit Alex Thurnher erzählte Ferdinand wie es zur App kam, über den Aufbau und die Entwicklungen bis zum Exit an Zalando.
Produktfokus und zügige Entwicklungsschritte
Im Publikum waren auch zahlreiche Startups und potentielle Startup-GründerInnen und HTL SchülerInnen.
Der Beginn jedes Unternehmens ist natürlich die Gründung.
Hierzu hatte Ferdinand eine klare Meinung: „Die Gründung selbst ist kein Hexenwerk“. Es ginge darum, sich dabei nicht zu sehr in den Details zu verlieren, die Verträge aufzusetzen, tun was notwendig ist, aber den „vollen Fokus auf dem Produkt behalten und die Entwicklungsschritte zügig weitergehen.“
Bei Fision war die Gründung mit drei Personen Mitte 2015, Ende 2015 waren es bereits 7-8 Personen im Team.
Talentepool in Zürich
Für Ferdinand, obwohl gebürtiger Schwarzenberger, war eine Gründung in Zürich von Beginn an klar. Durch das Studium bereits gut vernetzt, fand er da auch seine Mitgründer.
Als weitere Aspekte, wie er Zürich als Startup-Hub im Vergleich zu Vorarlberg sieht und was Vorarlberg fehlt, führt er an:
– Zürich hat eine Universität, die Vorarlberg in der Größe fehlt. Eine gute Uni, mit sehr vielen Absolventen.
– Es gibt einen Hub für Machine Learning und Computer Vision
– Viele große Tech-Unternehmen, wie Amazon, Google, Microsoft, Facebook, etc. sitzen in Zürich – und damit ein großer potentieller Talentepool, mit vielen Experten und guten Programmierern
– Zürich ist sehr international
Im Umgang, dem Miteinander und in der Lebensqualität sind beide Standort gleich auf.
Purpose first: Vision Body-Scan-App
„Im Fokus stand immer der wertebasierte Ansatz, eine wertebasierte Firmenkultur. Purpose first – also was wollen wir überhaupt machen? Es braucht einen konkreten Wert, hinter dem alle stehen können, damit das Team weiß, woraus es hinarbeitet“, erklärt Ferdinand die Fokussierung bei Fision.
„Es war von Beginn an das Ziel, das gut messbar darzustellen. Wenn wir xx mache, können wir so viel CO2 einsparen, so viele Pakete werden weniger zurückgeschickt, .. “
Verringerung von CO2 Ausstoß & Relevanz von Kundenkontakt
„Pro Paket werden derzeit rund 0,5kg CO2 beim Versand ausgestoßen. Wenn wir somit 1% Retoure – was erstmals wenig klingt – einsparen, bedeutete das für Zalando schließlich 1% mehr Gewinn.“.
„Der Retourenverringerungs- sowie der Nachhaltigkeitsgedanke waren beides Gründe für Zalando“, so Ferdinand, mit Fision näher ins Gespräch zu gehen – und schlussendlich ausschlaggebend für den erfolgreichen Exit.
Schon 2018 entstand ein erster Kontakt zu Zalando. Damals noch, um Zalando als Kunden zu gewinnen. Ein Exit war nicht von Beginn an der Plan.
„Denn nur ein Aufbau einer Technologie, ohne Kundenkontakt geht nicht, der Kundenkontakt ist enorm wichtig“. Vom Erstgespräch zum Exit
Zu Beginn war es eine erste Zusammenarbeit, wir haben sechs Monate getestet, dann über zwei Jahre durch Entwicklungsschritte belegt, was möglich ist. Sehr transparent gehalten, was wir machten, was zu beiderseitigem großen Vertrauen führte. Von den ersten wirklichen Gesprächen bis zum Abschluss der Vertragsverhandlungen hat es ein Jahr gedauert.
„Ein Unternehmen nur für einen Exit aufzubauen ist zu riskant, wer weiß ob es überhaupt so viele Interessenten gibt. Es braucht immer den Kundenkontakt.“
Vom Team wurde fast das gesamte von Zalando übernommen. Nur das Logo nicht, das auf einmal von der Wand abmontiert wurde. „Eine emotionale Bindung hatte ich dazu nicht“, so Ferdinand, „ich habe immer gesehen, welche Entwicklungen das für das Produkt bringt. Wir hatten auf einmal Zugang zu 40 Millionen Kunden durch Zalando.“
„Und wenn man etwas bewegen möchte, wirklich Impact haben möchte, dann braucht es eine Größe und Reichweite. Es ging uns immer ums größere Ganze“.
Im Anschluss an das Gespräch gab es noch zahlreiche Fragen aus dem Publikum.
Im anschließenden zweiten Teil des Morgens ging es bei belegten Brötchen, Kaffee und Croissants ins endlich wieder persönliche Netzwerken und den regen Austausch beim Frühstück.
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Fotos: Frederick Sams