Das Dornbirner Start-up Zemtu ist mit seiner Software-Lösung für Carsharing erfolgreich unterwegs. Die Technologie der drei findigen Vorarlberger ist bereits in acht europäischen Ländern im Einsatz.

Wer steckt dahinter?

Zemtu – das sind Dominik Bartenstein, Roland Kainbacher und Philipp Metzler.Ihr Erfolgsgeheimnis ist die Flexibilität, die sie im Umgang mit den Wünschen ihrer Kunden an den Tag legen. Die  drei Gründer halten das Unternehmen bewusst klein und holen sich nur bei Bedarf externe Fachleute dazu. So können sie auf die Bedürfnisse der Kunden individuell eingehen. Deshalb auch der  Firmenname Zemtu: er stammt aus dem Bregenzerwälder Dialekt und heißt „zusammen tun“.

Eine Nische entdeckt

Einerseits soll der Name die enge Kooperation mit den  Kunden zum Ausdruck  bringen. Anderseits deutet er auch auf das Produkt hin: Das  Start-up mit Sitz im Rhomberg-Areal in Dornbirn entwickelt Software fürs Carsharing. Auch beim Carsharing ist der Grundgedanke, gemeinsame Sache zu  machen, und zwar, zusammen ein Auto zu nutzen. Die drei jungen Vorarlberger,  denen Nachhaltigkeit  ein großes Anliegen ist, haben mit ihrer Geschäftsidee eine Nische entdeckt. „Es gibt nur eine Handvoll Anbieter von Software für  standortbasiertes Carsharing“, erzählt einer der drei Geschäftsführer, Roland Kainbacher.

Ihre Software zeichnet sich durch eine breite Palette an Funktionen aus. Von der Registrierung über die Öffnung des Autos bis hin zur Abrechnung ist an  alles gedacht. Den engagierten Zemtu- Gründern war es immer schon wichtig, die Bedienoberfläche möglichst benutzerfreundlich zu halten. „Wir hatten von Anfang an einen grafischen Buchungskalender. Mit nur zwei Klicks kann man bei uns ein Auto buchen“, erklärt Kainbacher. Das Auf- und Zusperren der Autos erfolgt ganz einfach mittels einer Smartphone-App oder Chipkarten, beispielsweise einer Bankomatkarte. Zu guter Letzt erhält der Carsharing-Kunde ein Fahrtenbuch und eine genaue Abrechnung. Dem IT-Unternehmen ist durchaus bewusst, dass es sensible Informationen sammelt, und legt viel Wert auf das Thema Datenschutz. „Die Server mit den Daten sind alle im Land. Und bis auf die gefahrenen Kilometer werden alle Daten auch wieder gelöscht“, so Kainbacher.

Ländle-Know-how setzt  sich durch

Die Software-Schmiede Zemtu wurde 2015 gegründet. Dominik Bartenstein, Roland Kainbacher und Philipp Metzler beschäftigen sich aber schon mehr als zehn Jahre mit der Thematik. Damals startete Christian Steger-Vonmetz mit den Nachbarn in seiner Wohnanlage ein Carsharing-Projekt, um die Auslastung der Fahrzeuge zu optimieren. Die Reservierungen und Fahrtenbücher wurden dabei von Hand geschrieben. Schon nach kurzer Zeit stellte sich aber heraus, dass eine passende digitale Softwarelösung vieles erleichtern würde. Steger-Vonmetz kam auf
die drei Software-Entwickler zu, und es wurde ein erster Prototyp erstellt, der die Daten per Smartphone erfasste. Gemeinsam wurden Fördergelder beantragt, und das Projekt wurde in professionelle Bahnen gelenkt.

Mit der Zeit zeigten immer mehr Carsharing-Anbieter Interesse an der innovativen Web-Lösung. Der Erfolg des Projekts führte dann 2015 zur Gründung von zwei Unternehmen: Caruso Carsharing eGen, der Vorarlberger Anbieter von stationsbasiertem E-Carsharing, sowie von Zemtu.

Erfolgreich unterwegs

Derzeit verwaltet Zemtu ca. 1000 Autos und hat rund 20.000 User in acht europäischen  Ländern. Die Technologie aus dem Ländle ist in Spanien, Schweden, Österreich, Deutschland, Schweiz, Belgien, Tschechien und in der Slowakei im Einsatz. Die Zusammenarbeit mit dem tschechischen Carsharing-Anbieter Autonapul gilt als einer der Meilensteine in der Geschichte des jungen  Unternehmens.  Schließlich verhalf die Kooperation Autonapul, sein Angebot auf alle größeren Städte in Tschechien auszudehnen und die Anzahl der Autos sowie den Umsatz mehr als zu versechsfachen.

Besonders stolz sind die drei Zemtu-Geschäftsführer auf ein gemeinsames Entwicklungsprojekt mit Renault. Mit R.Access hat der französische Automobilhersteller eine Schnittstelle geschaffen, über die ausgewählte Carsharing-Softwareanbieter Daten wie gefahrene Kilometer, Akkuladestand oder Reifendruck auslesen können. Außerdem lassen sich die Fahrzeuge über diese
Schnittstelle auch öffnen und schließen. Somit ist nun keine zusätzliche  Hardware im Auto mehr erforderlich, was nicht nur Kosten einspart, sondern auch organisatorisch
einiges erleichtert. „Dass wir mit Renault eine Testpartnerschaft haben, ist für uns eine große Auszeichnung“, freuen sich die Dornbirner Software-Spezialisten. Der Renault Zoe ist in vielen europäischen Ländern Marktführer bei den Elektroautos. Für Zemtu bedeutet das eine steigende Nachfrage nach ihrer Software. Mittlerweile erhalten die Vorarlberger Anfragen aus fast allen Teilen der Welt, etwa aus Saudi-Arabien, USA, Kanada, Australien, Guatemala, Chile, Japan, Trinidad und Tobago. Die drei aufstrebenden IT-Experten möchten in den nächsten Jahren ihre Marktposition ausbauen und in weitere Länder expandieren. Die Software-Branche ist schnelllebig wie kaum eine andere, und so tüfteln die Geschäftsführer von Zemtu bereits am nächsten Entwicklungsschritt. Die Überlegungen gehen dahin, alles was mit Mobilität zu tun hat, beispielsweise auch Fahrräder oder Mopeds, in einem Programm zu vereinen.

 

Textautor: Gertraud Höfle-Peter, Neue Vorarlberger Tageszeitung