Der wachsende Markt für 3D-Drucktechnologie kommt dem Lauteracher Unternehmen „FD3D“ entgegen. Das Startup hat sich auf die für den 3D-Druck benötigten Materialien spezialisiert.

3D-Druck für effiziente Modelle & Prototypen

Traditionelle Fertigungsverfahren wie Schweißen, Schleifen oder Fräsen werden immer mehr durch 3D-Druck abgelöst. Das dreidimensionale „Drucken“ hat den Vorteil, dass beispielsweise Modelle, Prototypen oder Werkzeuge relativ schnell und kostengünstig erzeugt werden können, da der schichtweise Aufbau computergesteuert erfolgt. Das Jungunternehmen „FD3D“, das vom Fußacher Marco Depaoli und vom Harder Johannes Früh vor fünf Jahren gegründet wurde, produziert hochwertige Kunststoff-Filamente, die in Drahtform auf Rollen aufgewickelt als Grundmaterial für den 3DDruck benötigt werden. Die verwendeten Materialien sind stark kontrolliert und zertifiziert. Es werden nur hochintensive und ungiftige Farben für perfekte Ergebnisse verwendet. Filamente sind thermoplastische Kunststoffe, die als Ausgangsmaterial für 3D-Drucke dienen.

Erfolgreicher Weg durch starke Nachfrage

Die Nachfrage nach den Filamenten made in Vorarlberg ist derart groß, dass die „FD3D“-GmbH seit der Firmengründung im Jahr 2014 den Umsatz jedes Jahr verdoppeln konnte. „Es ist eine sehr intensive, schöne Zeit, und man lernt sehr viel“, sagt Johannes Früh über sein Unternehmertum. Überstunden sind bei den beiden Firmengründern an der Tagesordnung, denn das laufende Wachstum des Unternehmens erfordert eine ständige Anpassung der Rahmenbedingungen. „Bis vor zwei Jahren hatten wir nur eine einzige Abteilung. Jetzt versuchen wir eine Struktur hineinzubekommen, indem wir verschiedene Abteilungen schaffen“, so Früh. Was vor fünf Jahren mit zwei engagierten Jungunternehmern angefangen hat, ist mittlerweile ein Betrieb mit 13 angestellten Mitarbeitern. Dazu kommen noch selbstständige Experten aus dem IT-Bereich, die je nach Aufgabenstellung konsultiert werden. Der Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften ist nach wie vor vorhanden, wobei sich die Personalsuche als große Herausforderung für das Vorarlberger Start-up erweist. „Wir wollen als Arbeitgeber bekannter werden“, nennt Früh als Ziel.

Selbstgebaute Anlage

Der Harder hat ein Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien absolviert. „Ich wollte nie Künstler werden, obwohl ich Kunst studiert habe“, erzählt der 30-Jährige. Mit der Selbstständigkeit habe er aber immer schon geliebäugelt. „Ich bin ein Tüftler“, sagt er und lacht. Sein Pioniergeist ist es auch, der wesentlich zum Erfolg von „FD3D“ beigetragen hat. Zusammen mit seinem Freund Marco Depaoli wollte er anfänglich eine Anlage kaufen, um Filamente herzustellen. Nachdem die beiden nichts fanden, das ihren Anforderungen entsprach, beschlossen sie kurzerhand, den Bau einer solchen Anlage selbst in die Hand zu nehmen. Die Entwicklung der ersten Maschine dauerte fast ein Jahr. Mittlerweile sind vier Maschinen im Betrieb, zwei weitere sind im Bau. Besonders stolz sind die beiden darauf, dass fast alle Teile der Anlage selbst hergestellt werden. „Was unsere Maschinen betrifft, sind wir von keinen Lieferanten abhängig“, sagt Früh. In den Sommermonaten,  denen traditionell wenig los ist, wird die Anlage überholt. „Wir werden alle Maschinen auf die vierte Generation umstellen. Die alten werden großteils verschrottet, nur die Präzisionsteile verwenden wir weiter“, schildert Früh. Viel Wert legt er auf die Einbeziehung der Mitarbeiter aus der Produktion: „Diese Inputs sind sehr wichtig für mich, denn derjenige, der an der Maschine steht, weiß am besten, was bei der Handhabung erforderlich ist“.

„Fast jeden Topseller vorrätig“

Das Start-up hatte seinen Sitz zunächst in einer alten Halle in Fußach. Vor einem Jahr ist das aufstrebende Unternehmen auf das Areal des ehemaligen Säge- und Hobelwerks Ludescher in Lauterach gezogen. „Wir sind zwar mitten im Wohngebiet, aber wir sind ja leise“, lacht Früh. Neben einer großen Produktionshalle, in der die selbstgebaute Anlage untergebracht ist, gibt es auch einen großzügig geschnittenen offenen Bürobereich. Im fast 400 Quadratmeter großen Lager sind über 1000 Produkte untergebracht. „Wir haben fast jeden Topseller vorrätig“, sagt der Harder. Da es pro Kunststoff 15 bis 20 Farben gibt, und das jeweils in zwei verschiedenen Durchmessern, hat man fast 1200 Filamente im Sortiment. „Das ist eine unglaubliche Vielfalt“.

Material mit dem Namen „extrudr“

Das selbst hergestellte Material, das unter dem Namen „extrudr“ verkauft wird, ist mit den meisten gängigen 3D-Druckern kompatibel. Einzige Voraussetzung ist, dass der Drucker auf der FDMTechnologie, auch Schmelzschichtverfahren genannt, beruht. Im Sortiment von „extrudr“ ist auch ein Biokunststoff, der mittlerweile rund die Hälfte des Absatzes ausmacht. „Natürlich ist das Material teurer, aber die Vorteile überwiegen“, erklärt Früh. Der Rohstoff PLA (Poly Actid Acid) ist gesundheitlich unbedenklich und biologisch abbaubar. 3D-Drucker erfreuen sich nicht nur in Privathaushalten immer größerer Beliebtheit, die Technologie  erobert auch immer mehr Industriezweige.

Autokarosserien, Flugzeugteile, Prothesen und Implantate kommen heute bereits aus dem 3D-Drucker. „Viele deutsche Autobauer kaufen bei uns ein“, berichtet Früh. Dabei muss das Material für die Auftraggeber aus der Industrie spezielle Anforderungen erfüllen. „Für die Prototypen brauchen sie Originalmaterial. Das ist meistens Material, das nicht für den 3D-Druck gedacht ist“, erklärt der Jungunternehmer. Ab 50 Kilo werden bereits auf spezielle Kundenanforderungen abgestimmte Filamente hergestellt. Somit kann man sich von Mitbewerbern aus China nicht nur in Sachen Qualität, sondern auch durch Flexibilität abheben.

 

Textautorin: Gertraud Höfle-Peter
Fotocredit: Neue Vorarlberger Tageszeitung