Über 70 Gäste aus der Vorarlberger Startup Szene trafen sich am 30.01.2020 zum Startupland Frühstück im Kesselhaus in Bregenz zum Austausch mit Jürgen Rauch von Rauch Fruchtsäfte. Veranstaltet wurde das Frühstück gemeinsam mit der Jungen Industrie Vorarlberg – und lockte viele bekannte sowie neue Interessierte zum Austausch.

Im Gespräch mit Christof Flachsmann gab Jürgen Rauch spannende Einblicke in das „100-jährige Startup Rauch Fruchtsäfte“. Eine imposante Firmengeschichte, nun in vierter Generation, noch immer geführt als Familienunternehmen, das genau diesen Spirit auch noch immer stark lebt. Dass das Thema Nachhaltigkeit als selbstverständlich betrachten und auch immer wieder den Firmenhauptsitz in Vorarlberg gründen würde. 1919 gegründet und heute über 100 Jahre alt.

Imposante Firmengeschichte

Beim Einstieg von Jürgen Rauch in das Familienunternehmen lag der Umsatz bei rund 150 Mio. Euro. Heute liegt er bei rund 500 Mio. Euro, 2200 Mitarbeitern in 13 Ländern und 100 Ländern in die exportiert wird, wie Jürgen Rauch zu Beginn die Geschichte des Unternehmens darstellte.

Rauch fokussiert dabei auf vier Geschäftszweige: Abfüllung, Markengeschäft, Brauerei und Fruchtverarbeitung im B2B Bereich.
Die Verteilung von Lohn- und Markengeschäft liegt dabei, Jürgen Rauch zufolge beim Markengeschäft, das klar dominierend sei. Beim Lohngeschäft ist das bekannteste Beispiel wohl Red Bull. „Wir wollten es Mateschitz damals ausreden, aber heute besteht eine enge Verbundenheit untereinander“, so Rauch. Generell kann aber natürlich jeder abfüllen lassen.
Im B2B Bereich der Fruchtverarbeitung verarbeiten wir 300.000 Tonnen pro Jahr zu Konzentraten, das wir einerseits selbst verwenden aber auch an Mitbewerber verkaufen. Unser Konzentrat wird eigens produziert, womit wir weltweit einer der ganz wenigen sind.

Immer schon innovativ: #startup1919

Im Jahr 2019 fuhr Rauch Fruchtsäfte die Kampagne #startup1919 zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens. Warum darauf fokussiert wurde? „Wir versuchen noch immer zu agieren, als ob wir ein kleines Startup wären. Wir haben Innovationen immer schon gelebt. Waren damals die ersten mit Tetrapack, dann kam der Schraubverschluss, die PET Flasche etc.“, so Jürgen Rauch. Aber dies heißt es auch beizubehalten. Heute müsse viel mehr gemacht werden, um Trends für Produkte aufzunehmen, ständiges Innovieren und Trends beobachten sei dafür wichtig. Doch auch nicht alle Trends funktionieren dann auch im Heimatmarkt. Veranschaulicht am Beispiel Kokoswasser – dem Trend in den USA, der in Europa die Konsumenten nicht wirklich interessiert.

Eigenmarken vs. Handel

Eigenmarken werde es immer geben. „Es geht darum, immer beizubehalten, dass die Marke jung bleibt, innovativ, die Marke muss weiterentwickelt werden„. Die eigene Marke ist wichtig, und daran wird gearbeitet. Beispielsweise durch das Erreichen der jungen Generation via Youtube, durch Influencer aber auch durch Sponsoring und Events.

Ebenso spielt das Konzept der Juice Bar hier eine Rolle. Die Kunden werden direkt erreicht, was super sei, um die Marke zu transportieren. Ebenso sind die Mitarbeiter hier stark in die Produktentwicklung eingebunden, ihre Ideen werden direkt getestet und umgesetzt.

Und was den Vertrieb betrifft. „Im Vertrieb wird auch künftig der stationäre Handel wichtig sein“, so Rauch. Alle Themen wie Hauszustellungen, reiner Onlineshop im Preiskampf – Startups die dies versuchen haben es definitiv nicht leicht.

Von unseren Werken aus bedienen wir dabei eine Radius von ca. 500km. Alles was weiter weg ist mache mit den Transportkosten und Zöllen keinen Sinn mehr.

Fokus Nachhaltigkeit

Hier hat sich in letzter Zeit sehr viel getan bei allen Unternehmen. „Das ist eine Selbstverständlichkeit heute und gehört zum Standardrepertoire„, bekräftigt Jürgen Rauch. Große Kunden würden das explizit wollen, es werde alle 2 Jahre ein Bericht dazu erstellt.

Und am Beispiel Mangosaft? Darf man den dann noch produzieren und trinken? Und im Plastik versus im Glas? „Kauft keiner. Leute handeln nicht immer wie sie reden. Bisher merken wir hier keine Veränderung im Absatz“.

Standort Vorarlberg? Immer wieder!

Wenn du nochmals 25 wärst.. und im Rückblick, ob du wieder hier am Standort gründen würdest? Dazu hat Jürgen Rauch eine klare Meinung: „Ich komme von hier und würde immer wieder hier gründen. Der Standort ist super, auch aus Produktionssicht. Mit der Nähe zu Deutschland, Norditalien etc. Die Umgebung ist gut, ich würde sicher wieder den Hauptsitz in Vorarlberg machen„.

Eigener Antrieb

„Das Erkunden neuer Länder„, so Jürgen Rauch. Das hätte ihn damals schon fasziniert und tut es noch heute. Vor 20 Jahren hat er zudem alles selbst gemacht, nun sei es auch ein anderes Arbeiten, mit so vielen Mitarbeitern. Es sei nun auf eine andere Art und Weise spannend. Spannend, das große Ganze weiterzuentwickeln. Und dass dabei der Spirit „We are family“ nicht verloren geht.

Gelebtes Familienunternehmen

Diesen Spirit sieht Jürgen Rauch als sehr wichtig. Rauch sieht sich als Familienunternehmen und dies wird auch intern gelebt. „Auf Firmenfeiern sind nur Mitarbeiter eingeladen, eine ‚Familienfeier‘ sozusagen. Er habe die besten Mitarbeiter, die innovative Ideen haben und diesen wird auch Freiheit gegeben, in denen sie sich und ihre Ideen weiterentwickeln können.

Wie man diese findet? Die Rahmenbedingungen und das Klima müssten natürlich passen, zusätzlich wird viel getan mit Veranstaltungen, Fitness, etc. und „feiern können wir, diese Kombination ist perfekt“.

 

Vielen Dank für diese Einblicke aus erster Hand! Bei feinem Antipasti und Kaffee wurde anschließend ausgetauscht, reflektiert und genetzwerkt.

Fotos: Frederick Sams