Die österreichische Startup-Szene hat sich zusammengeschlossen und kooperiert, um ein Papier für Maßnahmen für Startups in der Corona-Krise aufzustellen. Dies unterstützen wir als Startupland Vorarlberg natürlich!

Das Dokument ist eines der gesamten österreichischen Startup-Szene und signalisiert die Solidarität der Community. Die Zielsetzung besteht aus der Sicherung von Liquidität, von Arbeitsplätzen und des Startup Standortes Österreich. Am 02.04.2020 wurde das Dokument an Bundesministerin Margarete Schramböck und WKÖ Präsident Harald Mahrer übermittelt.

Gerne möchten wir dir in diesem Beitrag darstellen, was das Dokument beinhaltet.

Startup Ökosystem Österreich

Das österreichische Startup Ökosystem ist mit seinen innovativen, schnell wachsenden und technologieorientierten Unternehmen einer der größten Treiber der Digitalisierung. Österreichs Startups sind Jobmotoren – für 2020 war die Schaffung von 7.500 neuen Arbeitsplätzen geplant. Die Corona-Krise gefährdet sowohl die österreichischen Startups als auch das gesamte Ökosystem. Um beides zu retten, braucht es jetzt schnelle und effiziente Maßnahmen.

Denn auch Startups – innovative, technologieund wachstumsorientierte Jungunternehmen – spüren die Auswirkungen der Krise unmittelbar: Umsätze brechen ein, Geschäftsmodelle funktionieren nicht mehr, laufende Fixkosten können nicht getragen werden und geplante Finanzierungsrunden werden in den nächsten Monaten nur schwer realisierbar sein. Ohne  entsprechende Maßnahmen zur Unterstützung des österreichischen Startup Ökosystems, drohen sowohl Jobs als auch bereits investiertes öffentliches und privates Kapital verloren zu gehen. Eine Entwicklung die dem Standort nachhaltig schaden wird, da Startups essentielle Treiber von Innovation und Digitalisierung sind und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen schaffen.

Betroffen von der Situation sind sowohl frühphasige Startups, die gerade am Anfang ihrer Produkt- und Geschäftsmodellentwicklung stehen, als auch Scale-ups, die bereits Dutzende
von Mitarbeiter*innen haben und sich ohne Krise zu internationalen Top-Playern in ihren Branchen entwickeln würden. Hier gilt es nun, zielgerichtete, unkomplizierte und an die
wirtschaftliche Realität von Startups angepasste Unterstützungsangebote zu schaffen. Um sicherzustellen, dass Startups treffsicher unterstützt werden und sie auch nach der Krise dazu beitragen
können unsere Volkswirtschaft in einen Aufschwung zu bringen, kann nun nur eines im Fokus stehen: Die Sicherung der Liquidität dieser wachstums- und technologiegetriebenen
Unternehmen.

Österreichs Startup Community hat in den vergangenen Tagen die Kräfte mobilisiert und gebündelt: Aus den Ideen von dutzenden Gründer*innen, Investor*innen und Stakeholder*innen sind die Empfehlungen entstanden. Die nachfolgenden Maßnahmen wurden anhand der Geschwindigkeit ihrer Umsetzbarkeit in drei Phasen (kurz-, mittel- und langfristig) unterteilt und stellen damit einen mehrmonatigen Plan zur Sicherung des Startup Standortes dar.

Kurzfristige Maßnahmen, umsetzbar in wenigen Tagen

Um schnell und effektiv die notwendige Unterstützung für Startups zu sichern und vor allem die auftretenden Liquiditätsprobleme zu lösen, werden im Papier die Umsetzung von Maßnahmen in den nachfolgenden Bereichen empfohlen:

Öffentliche Förderungen: Aussetzen von Milestones, Stundung von fälligen Rückzahlungen für bereits laufende Förderverträge, sowie Fortsetzung und Weiterfinanzierung von laufenden bzw. bereits geplanten Calls und schnelle Auszahlung

Neben den bereits dargestellten und in der aktuellen Situation äußerst relevanten Unterstützungsangeboten der öffentlichen Hand, sind vor allem Garantieübernahme ein essentielles Instrument zur Sicherstellung der Liquidität von Startups. Auch hier kann innovativen Unternehmen durch entsprechende Anpassungen schnell und effizient geholfen werden. Gleichzeitig kann durch eine Erweiterung des Double Equity Programms zusätzliches, privates Kapital mobilisiert werden.
Wir empfehlen daher eine dringende Umsetzung folgender Aspekte:

Garantieprogramme: Anpassung & Erweiterung der Double Equity Programme auf eine Erweiterung an Förderberechtigten durch Anpassung des Verwendungszwecks (um Liquiditätssicherung), Unternehmensalter (auf zehn statt bisher sechs Jahre) und Branche (auf generell innovative ITUnternehmen), Ausweitung der Obergrenze des Finanzierungsvolumens, etc.

Anpassung der AWS Überbrückungsgarantie an Realität von Startups

Mittelfristige Maßnahmen, umsetzbar in wenigen Wochen

Nach der Umsetzung dieser unmittelbar wirksamen Initiativen, ist es notwendig, in den nächsten Wochen weitere Maßnahmen zu realisieren. Diese stellen das Fundament für die Erhaltung des Startup Standortes dar und helfen Startups dabei, nach der Corona-Krise ihre Geschäftstätigkeit wieder aufzunehmen, weiter auszubauen und sich in ihren Märkten zu etablieren – und damit aus Österreich heraus zu Global Playern zu werden und entsprechende Wertschöpfung sowie Arbeitsplätze zu schaffen.

Mobilisierung von privatem Kapital:
Ergänzend zu den Unterstützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand, sollten und müssen private Kapitalgeber*innen in die Sicherung des Startup Standortes eingebunden werden. So können zusätzliche Mittel für innovative Unternehmen mobilisiert und damit die Ausgaben für die öffentliche Hand reduziert werden. Auf Seite der Privatinvestor*innen ist trotz der Krise ein großes Interesse vorhanden, in zukunftsorientierte Geschäftsmodelle zu investieren. Um dieses Potential zu nutzen und die Liquidität von Unternehmen mittelfristig sowie gleichzeitig über die Krise hinaus die Aktivität im privaten Kapitalmarkt zu sichern, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

  • Errichtung eines Runway-Fonds als Ersatz für verzögerte Finanzierungsrunden idHv. 50 Mio. Euro, verwaltet und betreut
    von einem Fondsmanager, sodass kein öffentliches
    Geld benötigt wird, während Privatinvestor*innen ebenfalls einen Beitrag zur Krisenbewältigung leisten können
  • Einführung eines Modells zur Verlustverrechnung für Privatinvestor*innen

Neue Instrumente zur Sicherung der Liquidität:
Die Herausforderungen der derzeitigen Krise sollten auch dazu genutzt werden, neue Finanzierungsinstrumente für Startups zu entwickeln. Die Umsetzung der nachfolgend dargestellten Instrumente kann schnell und unbürokratisch erfolgen und damit ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Liquiditätssicherung leisten.

  • Schaffung von Substanzgenussrechten bis zu 500.000 Euro
  • Besserungsschein unter 500.000 Euro: Ein Darlehen, strukturiert als konditionelle Forderung, die bei Nicht-Eintreten gewisser unsicherer Bedingungen erlischt (Erreichen einer Umsatz- oder Gewinnschwelle).

● Maßnahmen zur Kostenreduktion bei Startups:
Ergänzend zu den Maßnahmen, die Startups den Zugang zu frischem Kapital ermöglichen, müssen auch effiziente Möglichkeiten geschaffen werden, anfallende Kosten auf ein Minimum zu reduzieren. Durch das Zusammenspiel dieser beiden Komponenten, können Startups ihren Runway deutlich verlängern und im besten Fall die Zeit bis zu einer weiteren Finanzierungsrunde überbrücken:

  • Befreiung von SVA Abgaben für Gründer*innen von Startups für mindestens drei Monate
  • Anteilige Finanzierung von Gehältern Steuer- und Abgabenbefreiung für neu geschaffene Arbeitsplätze in Startups für drei Monate, um die Schaffung von Arbeitsplätzen zu incentivieren

Langfristige Maßnahmen, umsetzbar in wenigen Monaten

Nach den kurz- und mittelfristigen Maßnahmen zur Unterstützung von Startups, die durch die Corona-Krise direkt betroffen sind, wird es notwendig sein, auf den Erfolgen der Initiativen der letzten Jahre aufzubauen und die Attraktivität des Startup Standortes langfristig zu sichern. Aus diesen, in den nächsten Monaten realisierbaren Maßnahmen, kann sich gleichzeitig ein Wettbewerbsvorteil für den Standort ergeben: Mit wirkungsvollen Instrumenten kann sich Österreich innerhalb Europas als Startup Hub positionieren, Talent anziehen und damit eine Vielzahl von neuen Arbeitsplätzen geschaffen werden. Empfohlen werden daher die Umsetzung der nachfolgenden Maßnahmen:

● Sicherung des Fortbestandes von öffentlichen Förderprogrammen nach der Corona-Krise
● Einführung eines Beteiligungsfreibetrags für private Investor*innen
● Errichtung eines 300 Mio. Euro Dachfonds zur Stimulierung der VC Industrie
● Umsetzung der Maßnahmen im Regierungsprogramm

 

Das Paper im Detail zum Download gibt es hier: 2020_Coronamaßnahmen_Startup Community_final