Beim Startupland Frühstück März trafen sich Gründer und Interessierte aus der Vorarlberger Startup Szene, aus Bludenz und Umgebung, zum Frühstück und Netzwerken. 

Das Frühstück wurde von Startupland Vorarlberg gemeinsam mit den Digitalen Perspektiven durchgeführt und lud zum Austausch ins neue Hotel das Tschofen in Bludenz ein.

Exklusive Einblicke in das Vorarlberger Startup SANlight 

Diese gab uns CEO und Gründer der SANlight Research, David Schmidmayr, im Gespräch mit Simon Sohm. David kombinierte seine Faszination zu Pflanzen und der Leidenschaft zur Technik. Schon während seines Masters an der Fachhochschule Vorarlberg und der Arbeit im Labor beschäftigte er sich mit der LED-Technik. Und verschaffte sich immer tiefere Einblicke in die Materie: “Ich wusste was Stand der Technik war”. Dieses Wissen war anschließend bedeutend in der Kommunikation zum Kunden.

So hatte er sich schon 2011 zum Ziel gesetzt, bestehende LED Lichtlösungen für die Pflanzenbelichtung zu verbessern, um den vielfältigen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden und gründete dafür – gemeinsam mit seinem Studienkollegen Martin Anker noch während seines Masterstudiums Mechatronik – die SANlight GmbH und anschließend auch noch die SANlight Research. Und hatten dies dann auch unter sich aufgeteilt, sodass Martin nun hauptverantwortlich für die SANlight GmbH und David für die SANlight Research GmbH ist. 

Grüner Daumen kombiniert mit Technikwissen

Beide Gründer hätten einen “grünen Daumen”, und dies dann in Kombination mit dem Technikwissen zusammengeführt. Ihr Fokus lag dabei zu allererst an der Forschung, dem Zusammenspiel aus Licht und Pflanze. Einfach einmal probiert. “Damals war es noch nicht unser Ziel, dass da mal ein Unternehmen daraus wird, wir haben nicht entschieden, wir gründen dann mal”, so David. 

“Damals hatte die LED Technik einen schlechten Ruf. Wir wollten aber die Versuche im Labor durchführen, um zu zeigen, dass es funktioniert. Wir haben den technischen Gedanken verfolgt, was können wir aus der Idee machen. Und sind dann organisch gewachsen”. 

Damals waren sie immer im Doppelpack unterwegs, jeder habe alles gemacht, in den vielen Gesprächen mit ersten potentiellen Interessenten habe ihnen  die Laborerfahrung immens viel gebracht, “wir konnten mit unserem Background die genauen Vorteile erklären” und für ihre Produktidee begeistern. Die ersten Kunden waren mehr Partner. “Wir stellten ihnen Produkte zur Verfügung zum Testen, kostenlos natürlich und wollten wissen, ob es funktioniert”. Und es hat. 

Inzwischen gehört das Startup zu den europaweit führenden Anbietern innovativer LED Lichtlösungen für Heimgärtner. Und wurde 2016 mit dem Born Global Award ausgezeichnet. 

Gründung eines Joint Ventures 

Um dies noch weiter auszuweiten wurde 2018 das Joint Venture SANlight Solutions gemeinsam mit Lumitech gegründet. “Das war ein völlig neuer Prozess, von der Vertragserstellung bis zur Umsetzung”, wie David erklärte. Ein wichtiger Schritt für SANlight, eine wichtige Kooperation, aber auch mit einigen Herausforderungen verbunden. Als Learnings nennt David, dass er rückwirkend betrachtet, einen stärken Fokus auch gleich auf die Umsetzung mancher Themen hätte legen sollen. “Es wurden natürlich Ziele vereinbart, gemeinsame Ziele, aber dazu würde ich nun bei einem zweiten Mal auch gleich einen Umsetzungsplan dazu erstellen”. Die Kommunikation mit Lumitech, ansässig in Jennersdorf erfolgt über fixe Skype-Besprechungen. Die Entscheider und Mitarbeiter sind verteilt – wir haben Mitarbeiter in Bludenz, Jennersdorf und einen in Basel. “Eine straffe Organisation ist notwendig, es ist wichtig am Ball zu bleiben, Termine zu setzen und zu handeln”. 

Entwicklungsressourcen klar im Blick

Das war eines der großen Learnings, gibt David uns tiefe Einblicke in die tägliche Arbeit: “Wir haben eine Produktgruppe, die besser ins Lumitech Segment gepasst hat, übergeben. Die Entwicklung hat dann aufgrund fehlender Entwicklungsressourcen doch länger gedauert wie gedacht”. Das war dann einfach so, aber wurde auch offen angesprochen und kommuniziert, das gehöre zu einer Kooperation klar dazu. “Wir hätten vielleicht offensiver sein müssen, früher mehr Input geben um zu beschleunigen”. Da könne man nur daraus lernen und diese Learnings mitnehmen. 

Ebenso gestaltet sich die Logistik manchmal als Herausforderung, wenn der Kunde ein Paket bekommen soll, in dem Teile aus den beiden Produktionsstandorten – Jennersdorf und Bludenz – erhalten soll. Dann brauche es eine gute Koordination und Abstimmung. 

 

Ein klarer Wachstumsmarkt

Damals waren SANlight einer der ersten, die sich mit Pflanzenbelichtung auseinander gesetzt haben. “Auf den ersten Messen wurden wir belächelt. Jetzt nicht mehr”, meint David augenzwinkernd. “Heute ist Horticulture auf den LED-Messen nicht mehr wegzudenken”. 

Nun drücken viele Leuchtenhersteller in den Markt. Es ist ganz klar ein Wachstumsmarkt, wir sehen es aber als Herausforderung. Wir bauen auf unsere Erfahrung und Wissen, das wir aufbauen konnten und sehen dies als unsere Stärke”.

Die aktuellen Kunden von SANlight sind Grow Shops und Gartenbaumärkte bis zu industriellen Projekten und Forschungseinrichtungen. Dabei hat SANlight eine hohe Exportquote. 

Und weitere Märkte? 

“Mit der SANlight Research haben wir auch die Möglichkeit uns breiter aufzustellen.” Ein Beispiel sei die Mikroalgenproduktion, auf die sie näher eingehen werden. “Eine Nische in der Nische sozusagen.” 

Zweiseitiger Input für die Produktentwicklung 

Messen sind auch heute noch ein relevanter Kontaktpunkt, den David nicht missen möchte für die Produktentwicklung. “Wir holen uns da einen Überblick was am Markt läuft, es kann ein direkter Kontakt mit den Anwendern hergestellt werden. Aber auch durch die SANlight Research, durch neue Forschungen können neue Themen mit Potential erkannt werden. 

Für den Input für die Produktentwicklung gäbe es somit zwei Seiten: Forschung und Kunde. 

Dennoch sei immer der Kunde im Fokus. Er ist für den Umsatz verantwortlich. Aber auch, weil es für neue Lösungen, die nicht vom Kunden kommen, sonst oftmals zu Beginn sehr viel Erklärungsaufwand bedürfe. Im gesamten ist der Fokus somit: technisch umsetzbar, funktional und leistbar müssen die Produkte sein. 

Tipps & Learnings aus acht Jahren Startup

Wenn du nochmals starten würdest..

Hier findet David gleich klare Worte: “Ich würde vieles genau gleich machen”. SANlight hat sich komplett selber finanziert, von Beginn an, ohne Investor und Bankfinanzierung. Rein mit dem Studentenbudget und dann aus dem Cashflow heraus. “Man kann dadurch natürlich etwas langsamer sein, aber das bringt Ruhe in das ganze Unternehmen hinein”. 

Der erste Mitarbeiter war aus dem Bekanntenkreis. “Er hat dann alle Stufen im Unternehmen durchgemacht, ist nun in der Entwicklung tätig, aber war zu Beginn spannend zu sehen, was es alles an Ressourcen braucht”. Marketing und Vertrieb haben wir lange alles selbst gemacht, die Produktfotografie durch eine befreundete Fotografin, die Website schnell aufgestellt.”

Dennoch ist sich David auch sicher, dass es heute nicht mehr so einfach rein mit der Cashflow Finanzierung ginge. Der Markt nehme an Tempo auf, SANlight merke dies auch im Marketingbudget, man müsse nun das Budget bereitstellen, um in der Sichtbarkeit mithalten zu können. 

Viel Unterstützung für die Startup-Gründer in Vorarlberg

“Wir haben vielseitige Unterstützung erhalten, definitiv”, so David. Zu Beginn an der FHV direkt, wir konnten uns mit den Marketing-Studenten austauschen, durften die Labore und Infrastruktur für den Prototypenbau nutzen. 

An der WISTO erhielten wir Unterstützung durch die v-Start Förderung sowie Hilfestellung bei der Erarbeitung für das FFG Basisprogramm – sowie dann die Zusage dazu. “Die Unterstützung war sehr groß”.

Die Stadt Bludenz half beim zweifachen Umzug und vergrößern, vom Keller in dem die beiden Gründer starteten, ins Haus Montfort und schließlich in die Fabrik Klarenbrunn. Dazu erhielten die Gründer auch eine Investitionsförderung der Stadt. 

Visionen der Pflanzenbelichtung

Der Markt der Pflanzenbelichtung sei ganz klar ein Zukunftsmarkt. Das gehe weiter in Bereiche der Ernährungssicherheit, durch Urban Farming. Die traditionelle Landwirtschaft alleine werde so nicht mehr funktionieren, es gebe neue Ansätze, durch die Landwirtschaft, die in die Stadt gebracht wird, direkt zu den Kunden, durch zum Beispiel Indoor Farming. Da gehe es um LED-Belichtung mit hoher Effizienz und hoher fotobiologischer Wirkung. 

Weiters sieht David die Erzeugung von Wirkstoffen aus Pflanzen für die Pharmaindustrie als weiteren wichtigen Markt. Cannabis sei jetzt ein Hype, doch weitere Pflanzen werden gebraucht. “Diese müssen unter garantierten Bedingungen und Qualität in geschlossenen Anlagen erzeugt werden”. Also genau, was mit der Belichtung umsetzbar ist. 

Bei einem feinem Buffet und frischem Kaffee im Hotel Tschofen ging es anschließend zum Austausch und Netzwerken. 

Fotocredit: Pascal Hefti