Das Start-up Unternehmen Texible mit Sitz in Hohenems wurde gegründet, um Innovationen im Bereich technischer Textilien voranzutreiben. Das Aushängeschild von Texible ist „Wisbi“ – eine Betteinlage, die Alarm schlägt, wenn sie nass wird.

Eine Betteinlage zur Pflegeerleichterung

Es ist ein Thema, über das niemand gerne spricht, von dem aber sehr viele Menschen betroffen sind: Schätzungen zufolge leiden weltweit 200 Millionen Menschen an Inkontinenz. Mit „Wisbi“ hat das Hohenemser Startup Unternehmen Texible  eine Betteinlage erschaffen, die die Pflege inkontinenter Patienten erleichtern soll. „Die Betroffenen tragen meist Einlagen. Diese können aber überlaufen. In einem Pflegeheim dauert es oft zwei bis drei Stunden, bis das Pflegepersonal kommt, um zu kontrollieren, ob das Bett noch trocken ist“, schildert Geschäftsführer Thomas Fröis. „Wisbi“ soll in der Pflege Tätige bei der täglichen Arbeit insofern unterstützen, als es die sowohl für Patienten als auch für das Pflegepersonal unangenehmen Kontrollen ersetzt.

Signal bei Feuchtigkeit

Ein in die Bettwäsche eingewebter Sensor schlägt automatisch Alarm, sobald Feuchtigkeit eindringt. Die Betteinlage wird auf dem Leintuch platziert und über den Druckknopfstecker mit dem batteriebetriebenen Sender verbunden. Dieser ist per WLAN mit der Handy-App in Kontakt. Was sich ganz einfach anhört, war nicht so leicht in die Praxis umzusetzen. „Die größte Herausforderung war es, die unterschiedlichen Disziplinen Textil, Elektronik und IT zu verstehen und diese in einem Produkt zusammenzuführen“, berichtet der 30-jährige Fröis. Zudem ist die Betteinlage rutschfest, wasserundurchlässig und atmungsaktiv Auch für Hygienestandards ist gesorgt: Die Einlage ist waschbar bei 95 Grad.

Produktentwicklung bedeutet Geduld und Zeit

Außerdem musste der Jungunternehmer feststellen, dass die Entwicklung eines neuen Produkts sehr viel Geduld erfordert. „Den Faktor Zeit haben wir unterschätzt. Alles ging länger als geplant, da wir immer wieder auf das Feedback der Testpersonen warten mussten, um dieses dann in den nächsten Prototypen integrieren zu können“, erzählt der Sulner. Einzigartiges Produkt. Nach umfangreichen Tests und erfolgreicher Zertifizierung konnte Texible mit
dem Produkt „Wisbi“ im Jahr 2017 schließlich durchstarten. Ein Jahr nach der Markteinführung wurde die Betteinlage dann aufgrund der Rückmeldungen von Anwendern noch um eine Zusatzfunktion ergänzt: „In Gesprächen mit Verantwortlichen aus den Pflegeheimen stellten wir fest, dass bei dementen Patienten die Gefahr des Weglaufens ein großes Problem darstellt“, sagt Fröis. Somit erfolgt bei „Wisbi“ nun bei Bedarf zusätzlich auch dann eine Alarmierung, wenn eine gefährdete Person das Bett verlässt. „Das Produkt ist einzigartig. Es gibt keine Mitbewerber“, zeigt sich der Gründer aus Sulz selbstbewusst. Deshalb gilt es in erster Linie, „Wisbi“ bekannt zu machen. „Der Vertriebsaufbau für ein neues Produkt ist sehr zeit- und kostenintensiv.
Als Jungunternehmer kann man es sich nicht leisten, viel Werbung zu machen“, sagt Fröis und ergänzt: „Mit diesem Problem haben viele Startups zu kämpfen.“ Das Online-Marketing biete aber eine große Chance, ein neues Produkt einem großen Interessentenkreis bekannt zu machen. Außerdem komme der demografische Wandel „Wisbi“ entgegen. „Der Markt für unser Produkt wächst“, erzählt Fröis. Optimale Infrastruktur. Mit dem Thema intelligente Textilien beschäftigt sich Fröis, Sohn eines Textilunternehmers, schon seit vielen Jahren. Vor seiner Unternehmensgründung war er am Forschungsinstitut
für Textilchemie und Textilphysik in Dornbirn, einer Außenstelle der Universität Innsbruck, als Projektleiter tätig.

Mehrfach ausgezeichnet

Das Startup wurde mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Vorarlberger Innovationspreis und dem Futurezone Award für das Startup des Jahres. „In dieser Zeit betreute ich auch Projekte, die sich mit der Entwicklung technischer Stickerei beschäftigen“, erzählt er. Im Mai 2016 legten Textilunternehmen aus Vorarlberg gemeinsam mit der Universität Innsbruck den Grundstein für die Texible GmbH.

Maßgeschneiderte Produkte am Standort Vorarlberg

Ziel des jungen Unternehmens war die Umsetzung von Innovationen im Bereich technischer Textilien. Im Wirtschaftspark Otten Real, wo die Textilproduktion auf eine lange Geschichte zurückblickt, hat Texible die optimalen Räumlichkeiten gefunden. Auch das Textil-Forschungs-Institut v-trion ist hier beheimatet. „Textillabor und Stickmaschinen sind schon im Haus und dürfen von uns mitbenutzt werden“, zeigt sich Fröis zufrieden. Aber nicht nur Forschung und Entwicklung gehen in Vorarlberg vonstatten, sondern auch weite Teile der Produktion. „Alle Produktionsschritte, die wir im Land abdecken können, erfolgen auch hier.“ Neben der Vermarktung eigener Produkte entwickelt Texible auch maßgeschneiderte technische Textilprodukte für Auftraggeber.

Starke Kooperationen & Auftraggeber

Einer davon ist Peter Krimmer. Er hat eine Schuheinlage entwickelt, die über Sensoren Gewichtsverteilung und Bewegungsablauf misst. „Die Korkeinlage ist mit einer Textiloberfläche versehen, in die wir die Sensorik eingestickt haben“, erklärt Fröis. Neuheiten. Für Adresys, ein Tochterunternehmen von Omicron tüftelt Texible derzeit an einem Sensorshirt, welches den Träger bei Elektrounfällen schützt. „Bei diesem Projekt sind wir in die Entwicklung der Sensorelektroden und die Anbindung der Elektronik involviert“, erzählt der 30-Jährige. Weiters ist Texible an einer Brückensanierung in Vorarlberg beteiligt, denn auch in der Bauindustrie hat man inzwischen die Vorteile der intelligenten Textilien für sich entdeckt. Durch das Versticken von
Carbonfasern können komplexe Bauteile gezielt verstärkt werden. Im Pflegebereich steht eine weitere Neuheit in den Startlöchern: Noch dieses Jahr kommt ein Spannleintuch mit einer Sensorik, die bettlägrigen Menschen wieder zu Mobilisation verhelfen soll, auf den Markt.

 

Fotocredit: Texible
Textautorin: Gertraud Höfle, Neue Vorarlberger Tageszeitung