Startupland-Mitinitiator Thomas Gabriel über die Gründer-Kultur und -Szene in Vorarlberg – im Interview mit Marc Springer von vol.at.
Erschienen auf vol.at und in den Vorarlberger Nachrichten am 14.08.2020.
Kreativität als DER Rohstoff der Zukunft für Vorarlberg
Im 19. und 20. Jahrhundert prägte vor allem die Textilindustrie den Vorarlberger Wirtschaftsstandort, doch wer oder was könnte das im 21. Jahrhundert sein? Thomas Gabriel, einst selbst ein junger Gründer und mittlerweile erfolgreicher Unternehmer (Molindo) und Mitgründer der Initiative Startupland, ist der Meinung, dass “Kreativität” der Rohstoff der Zukunft für Vorarlberg sein kann.
“Wir haben hier in Vorarlberg die besten Voraussetzungen, weil man von hier aus agieren und arbeiten kann, um auch weltweit Lösungen anbieten zu können. Das können wir von der Industrie lernen.”
Eine Idee ist erst wertvoll wenn..
Nicht jede neue gegründete Firma ist automatisch ein Startup. “Es muss skalierbar sein, hat meist eine sehr hohe technologische Komponente, die mit hohem Risiko verbunden ist und man muss es global anwenden können”, erklärt Gabriel.
Es gebe viele gute Ideen, aber “eine Idee wird erst wertvoll, wenn man daran arbeitet, es optimiert und sich auf den Weg macht”. Da Wichtigste sei eine hohe Motivation, dass man mit anderen darüber spricht und keine Angst habe. “Perfektionismus” spiele in der Startup-Welt keine Rolle, weil die Zeit fehle und viel größere Player mit viel Geld einen in kurzer Zeit ersetzen können.
Eine gemeinsame Stimme
Um junge Menschen bei der Gründung eines Startups zu unterstützen und ermutigen, wurde die Initiative Startupland ins Leben gerufen. “Vorarlberg ist ein mega Industrie-Standort und die Player sind super organisiert. Das beginnt schon, wenn es um Talente geht und in der Lehrlingsausbildung. Startups sollten aber auch die Möglichkeit haben zu wachsen”, hält Thomas Gabriel im VOL.AT-Interview fest. Und aus diesem Grund brauche es ein entsprechendes Ökosystem, das den entsprechenden Nährboden für Wachstum bereitet und eine Initiative wie das Startupland damit es auch eine gemeinsame Stimme gebe.
Durch zahlreiche sehr engagierte Ehrenamtliche und die Unterstützung von Institutionen wie der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Politik sowie aus der heimischen Industrie hat das Thema jedenfalls an Fahrt aufgenommen. Das zeigt sich auch an Projekten wie der Postgarage am Campus V in Dornbirn, wo jungen Gründern die Möglichkeit geboten wird sich außerhalb etablierter Arbeits- und Denkweisen entwickeln und vernetzen zu können.
Thomas Gabriel ortet aber entsprechenden Nachholbedarf, vor allem wenn es um die Anzahl und Möglichkeiten für Studenten in Vorarlberg geht. Um noch mehr Dynamik in die Sache bringen zu können, sei ein großer Talente-Pool nötig. “Hier sind die etablierten Schulen zwar ein Treiber, aber wir sollten auf viele mehr Studenten zurückgreifen können.” Es ist nach wie vor so, dass zum Beispiel viele HTL-Absolventen in ein anderes Bundesland oder ins Ausland gehen um zu studieren. “Jeder soll die Welt entdecken, das ist auch richtig so. Wir haben im Rahmen von Startupland aber die Erfahrung gemacht, dass das auch die beste Zeit ist, um ein Startup zu gründen.” Viele würden “ihr Ding” dann zum Beispiel in Graz oder Wien machen, wo sie auch studiert haben und kehren nicht mehr ins Ländle zurück. “Die fehlen dann”, gibt Gabriel zu bedenken. Aus diesem Grund sei es wünschenswert, dass in der Zwischenzeit andere junge Menschen nach Vorarlberg kommen, die hier studieren und sich “in Land und Leute verlieben”.
Podcast & Video-Interview
Was Thomas Gabriel u. a. über junge Frauen in der Startup-Szene, was eine gute Idee ist, die Kultur des Scheiterns sowie Stolpersteine und Fördermodelle für junge Gründer sagt, gibt’s im ausführlichen Video-Interview und Podcast auf VOL.AT oder Youtube zum Sehen und Hören:
Textcredit & Fotocredit: Vorarlberg Online.