Das Wort Leidenschaft ist omnipräsent. Leidenschaftliche Menschen kommen in der Regel gut an. Außerdem ist Leidenschaft ansteckend. Wer etwas aus Leidenschaft tut, macht das normalerweise gerne.

Doch was genau ist Leidenschaft eigentlich? Und inwiefern steht diese mit dem Unternehmertum in Verbindung? Bringt die unternehmerische Leidenschaft auch Negatives mit sich? Woher kommt sie? Was bedeutet unternehmerischer Erfolg konkret? Welche Charakteristika zeichnen leidenschaftliche bzw. erfolgreiche Unternehmer aus? Und sind leidenschaftliche Unternehmer automatisch erfolgreich?

Im Rahmen meiner Masterarbeit an der Universität Liechtenstein im Studiengang Entrepreneurship stellte ich mich diesen und vielen weiteren Fragen. Die nachfolgenden Erkenntnisse sind das Resultat einer qualitativen Studie mit zehn Unternehmern aus der Region Vorarlberg/ Liechtenstein.

Autor Andreas Buss, Masterstudent an der Universität Liechtenstein

Grundsätzliches – und ein bisschen Theorie zum Start

Zu Beginn werde ich der Frage auf den Grund gehen, wie die Literatur Leidenschaft im Allgemeinen bzw. im unternehmerischen Kontext sowie unternehmerischen Erfolg definiert. Darüber hinaus werden die Ausführungen gegebenenfalls um die Ergebnisse der Studie ergänzt.

Was ist Leidenschaft?

Für die gegenwärtige Literatur ist die Leidenschaft „ganz oder teilweise eine starke Emotion (1), die eine Vielzahl von verschiedenen und gemischten Emotionen in sich vereint (2), auf ein bestimmtes Objekt ausgerichtet oder um dieses herum fokussiert ist (3) und eine motivierende Wirkung hat (4)“.[i] Darüber hinaus verspüren leidenschaftliche Menschen den Wunsch sich für bestimmte Aktivitäten zu engagieren.[ii] Dabei neigen sie dazu, ihre Zeit und Energie in Tätigkeiten zu investieren, die sie als wichtig erachten.[iii]

Für die Interviewteilnehmer geht einer Leidenschaft in der Regel ein starkes Interesse an einem Medium, einer Materie oder einer Aktivität (z.B. eine Sportart) voraus. Des Weiteren sind passionierte Menschen bereit, der Sache nicht nur ihre ganze Freizeit und Energie zu widmen, sondern in häufigen Fällen auch finanzielle Mittel. Leidenschaftliche Menschen verfügen oftmals über eine höhere Leistungsbereitschaft und erzielen darüber hinaus nicht selten bessere Ergebnisse.

Schließlich nimmt die jeweilige Passion eine wichtige Stellung im Leben der Menschen ein. Sie entwickeln für die Sache oder Aktivität ein Feuer, das in ihnen brennt.

Was ist unternehmerische Leidenschaft?

Unternehmerische Leidenschaft wird in der Literatur als „bewusst zugängliche, intensive positive Gefühle, die durch die Einbeziehung in unternehmerische Aktivitäten in Verbindung mit Rollen, die für die Selbstidentität des Unternehmers bedeutsam und hervorstechend sind“ beschrieben.[i]

Das oben erwähnte Interesse und die daraus entsprungene Leidenschaft entwickelt sich gemäß den Gesprächen mit den Unternehmern aus der Region zu einem Unternehmen weiter. Während sich einige wenige im wahrsten Sinne des Wortes berufen fühlen, verbinden andere mit der unternehmerischen Leidenschaft Kreativität, Unabhängigkeit, Freiheit, Innovation, unternehmerisches sowie strategisches Denken und Handeln sowie, langfristiges Wachstum durch das Verfolgen einer langfristigen Vision.

Außerdem verschafft den Unternehmern die Tatsache, das tun zu können, was sie so gerne mögen oder gar lieben Genuss und eine höhere Lebensqualität.

Abschließend dient die unternehmerische Leidenschaft als „Energiebooster“, der einerseits wie bereits angemerkt zusätzliche Energie freisetzt, um etwas Größeres umzusetzen und andererseits in die Lage versetzt Hürden, Hindernisse und Schwierigkeiten zu meistern.

Was ist unternehmerischer Erfolg?

Im Unterschied zur Leidenschaft fällt es schwer, unternehmerischen Erfolg zu definieren. Die Wissenschaftlerin Fisher definiert unternehmerischen Erfolg, auf Basis der Meinungen erfolgreicher Entrepreneure, als

„persönliche Zufriedenheit der Entrepreneure mit ihrem Leben als Unternehmer und ihren Unternehmungen im Hinblick auf Wachstum und Zielerreichung“.[i] Die Autorin gibt diesbezüglich zu bedenken, dass die Definition weitestgehend auf den Meinungen erfolgreicher Entrepreneure basiert.

Andere Wissenschaftlicher betonen die verschiedenen Dimensionen des unternehmerischen Erfolgs und klassifizieren diesen gleichzeitig als „mehrstufigen Prozess“, welcher durch unterschiedliche Motive, Überzeugungen und Verhaltensweisen gekennzeichnet ist. Gemäß ihrer Definition besteht unternehmerischer Erfolg im Erfüllungsgrad des Unternehmens in Bezug auf „die Bedürfnisse seiner verschiedenen Interessengruppen wie Investoren, Kunden, Organisationsmitglieder, der Gesellschaft insgesamt und der Unternehmer selbst“. Des Weiteren rücken die Autoren die Dauer sowie die Häufigkeit des unternehmerischen Erfolgs in den Blickpunkt.[ii]

Als Maßstab für den Erfolg werden im Übrigen sowohl quantitative als auch qualitative Kriterien wie Unternehmensgröße und Unternehmenswachstum[iii] bzw. die Bewältigung von Herausforderungen und Hindernissen sowie Innovation herangezogen.[iv]

Im Detail hängt der unternehmerische Erfolg von wirtschaftlichen Faktoren wie dem Einsatz von Planung und Strategie, Innovation oder unternehmerischer Orientierung[v], psychologischen Faktoren wie Leistungsmotiv, Kontrollüberzeugung, Problemlösungsorientierung, Durchsetzungsvermögen, Selbstführungskompetenz (Self-Leadership) zur Aufrechterhaltung einer positiven Einstellung und Ausdauer[vi], Resilienz und Selbstwirksamkeit[vii] sowie sozialen Faktoren wie die Ausprägung sozialer Netzwerke und die Sozialkompetenz des Unternehmers[viii] ab.

Im Übrigen spielen die Perspektive (subjektiv versus objektiv)[ix] und das Geschlecht des Unternehmers eine Rolle. Während für Männer externe Maßstäbe wie z.B. Prestige relevant sind, zählen für Frauen interne Faktoren wie bspw. der individuelle Zielerreichungsgrad[x] oder die Art des Unternehmens insbesondere im Hinblick auf die Gewinnerzielungsabsicht[xi].

Schließlich werten es Unternehmer als Erfolg, die Kontrolle über ihr eigenes (berufliches) Schicksal zu besitzen bspw. in Form von Unabhängigkeit, (kreativer) Freiheit, Jobzufriedenheit und mehr Geld[xii] und allgemein betrachtet in den Genuss des Unternehmertums selbst zu kommen – das tun zu können, was sie gerne tun[xiii].

 

Konkrete Forschungserkenntnisse – jetzt wird’s ernst!

Nachdem nun ein einheitliches Verständnis für die Leidenschaft, sowohl im Allgemeinen als auch im unternehmerischen Kontext, und den Erfolg geschaffen wurde, widme ich mich nun zunächst den positiven und negativen Eigenschaften der unternehmerischen Leidenschaft und identifiziere anschließend die individuellen Quellen dieser.

Nachdem die Charakteristika leidenschaftlicher Unternehmer ausfindig gemacht werden, stelle ich schließlich den Zusammenhang zum unternehmerischen Erfolg her. Dabei werden einerseits die typischen Eigenschaften erfolgreicher Unternehmer in Erfahrung gebracht und andererseits das Für und Wider eines Zusammenhangs zwischen unternehmerischer Leidenschaft und unternehmerischem Erfolg erörtert.

Positive und negative Eigenschaften der (unternehmerischen) Leidenschaft

Obwohl die bisherigen Ausführungen den Eindruck erwecken, dass Leidenschaft im Allgemeinen oder in Bezug auf den unternehmerischen Kontext ausschließlich positive Eigenschaften mit sich bringt, können mit ihr auch Gefahren und negative Gefühle verbunden sein.

Auch wenn die Interviewteilnehmer angaben, dass sich ihre tägliche Arbeit in ihrem eigenen Unternehmen längst nicht mehr wie Arbeit anfühlt, leidet häufig ihr Privatleben bzw. ihre Work-Life-Balance. So kommt das soziale Umfeld (Partner, Familie, Freunde) häufig zu kurz. Darüber hinaus hat Leidenschaft einen gefährlichen oder sogar exzessiven Charakter, der die Gefahr birgt sich zu stark in die unternehmerische Aktivität hineinzusteigern.

Die flow-ähnlichen Zustände, die mit der Ausübung leidenschaftlicher Tätigkeiten oft einhergehen, haben daher auch ihre negativen Seiten. Allerdings war zu beobachten, dass es Unternehmern, welche bereits längere Zeit unternehmerisch tätig sind, in aller Regel besser gelingt, ihr Privatleben mit dem Geschäftsleben in Einklang zu bringen. Dabei sei erwähnt, dass dies jedoch zusätzlich von der Persönlichkeit und dem Willen sowie äußeren Umständen wie Nachwuchs oder ähnlichem abhängt.

Darüber hinaus wirkt sich die ständige Verfügbarkeit sowie das allgegenwärtige Pflichtgefühl gegenüber Mitarbeitern und Kunden bzw. das Treffen unangenehmer Entscheidungen negativ auf das Gemüt der Individuen aus.

Vordergründig verbinden die Gesprächspartner mit der unternehmerischen Leidenschaft positive Eigenschaften wie Erfolgserlebnisse in Form glücklicher und zufriedener Kunden, Mitarbeiter und anderer Stakeholder, direktes Kundenfeedback, eigenverantwortliches und selbstständiges Arbeiten, Authentizität – durch die Möglichkeit seine individuelle Persönlichkeit voll ausleben zu können – sowie Spaß, welcher mit der unternehmerischen Tätigkeit einhergeht.   

Nebstdem heben die Studienteilnehmer das Facettenreichtum in Form abwechslungsreicher und vielseitiger Tätigkeiten, die Identifikation mit ihrem Produkt/ ihrer Dienstleistung und ihrem Unternehmen, das Schaffen von Strukturen und Standards, das Verfolgen einer Vision bzw. einer Strategie, die Verantwortung für den eigenen Erfolg bzw. Misserfolg, das Setzen ambitionierter persönlicher und unternehmerischer Ziele sowie die Spürbarkeit des Unternehmenswachstums bzw. des individuellen Persönlichkeitswachstums hervor.

 

Im Rahmen ihrer Forschungsergebnisse konnten Cardon et al. die sechs nachfolgenden Quellen identifizieren, die Menschen dazu veranlassen, ihre individuelle Passion auszuleben (Cardon, Glauser, et al., 2017, S. 24):

  • Leidenschaft für das Wachstum (passion for growth)
  • Leidenschaft für Menschen (passion for people)
  • Leidenschaft für das Produkt/ die Dienstleistung (passion for the product or service)
  • Leidenschaft für das Erfinden (passion for inventing)
  • Leidenschaft für den Wettbewerb (passion for competition)
  • Leidenschaft für den gesellschaftlichen Auftrag (passion for social mission)

Im Rahmen der rund einstündigen Interviews gelang es mir weitere Treiber zu ermitteln. Auch wenn sich diese teilweise den obigen Quellen zuordnen lassen, sind sie es dennoch einer expliziten Erwähnung wert.

Erstens stellen Freiheit, Flexibilität und Selbstverantwortung eine Motivation für die Gesprächspartner dar. Im Detail beinhaltet dies die Entscheidungsfreiheit im Hinblick auf die freie Einteilung ihrer Zeit (als Privatperson und Unternehmer), das Ausleben der kreativen Freiheit und eine gewisse Unabhängigkeit. Weiterhin schätzen sie die Selbstverantwortung für die Umsetzung einer eigenen Geschäftsidee und für den eigenen Erfolg bzw. Misserfolg.

Zweitens dienen die Selbstverwirklichung, das Erleben von Erfolgserlebnissen, die Weiterentwicklung und der Stolz als Quelle der unternehmerischen Leidenschaft. Dabei steht das Schaffen einer eigenen Identität im Vordergrund. Daraus resultieren in der Folge Erfolgserlebnisse, die einerseits für persönliche Zufriedenheit sorgen und andererseits Motivation auslösen. Als wichtig erweisen sich darüber hinaus die Zukunftsorientierung sowie Weiterentwicklung der individuellen Persönlichkeit als Unternehmer sowie als Privatperson. Außerdem repräsentieren die Anerkennung durch Feedback, die Wertschätzung von Kunden und Wettbewerbern sowie der Stolz der Familie in Einzelfällen Treiber der Leidenschaft.

Drittens lösen die Herausforderung, das Lösen von (Kunden-) Problemen sowie das Stiften eines Kundennutzens den Drang in den Unternehmern aus, sich unternehmerisch zu verwirklichen. Mit dem Kundenbedürfnis im Zentrum des Denkens und Handelns bedeutet es verschiedenen Interviewpartnern viel, einen Mehrwert zu schaffen.

Viertens treibt die interviewten Entrepreneure das Idealbild eines fairen und transparenten Wettbewerbs, das Entwickeln eines Netzwerks über die Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg sowie die Vorbildfunktion für Mitarbeiter und Jungunternehmer als verantwortungsbewusster Unternehmer an.

Zum Schluss kommen sowohl die Wissenschaftler Cardon und Glauser (84%) als auch der Initiator des vorliegenden Forschungsprojekts (100%) zum Resultat, dass die überwiegende Mehrheit der Studienteilnehmer gleichzeitig über mehrere Quellen der unternehmerischen Leidenschaft verfügt.

 

Der leidenschaftliche Unternehmer

In Bezug auf den Unternehmer drängt sich zusätzlich die Frage auf, welche Eigenschaften einen leidenschaftlichen Unternehmer auszeichnen. Nach Ansicht der teilnehmenden Entrepreneure aus Vorarlberg und Liechtenstein sind passionierte Unternehmer euphorisch, authentisch, risikoreich, mutig, innovativ, visionär, gut informiert und vernetzt. Sie besitzen eine proaktive Persönlichkeit, haben das große Ganze im Blick, blicken über den Tellerrand hinaus und besitzen ein spezielles Unternehmer-Gen.          
Daneben verfügen sie über ein eigenes Wertesystem, denken und handeln häufig nachhaltig im Hinblick auf soziale Faktoren und Ressourcen und berücksichtigen dementsprechend bei ihrer Entscheidungsfindung verschiedenste Aspekte. Darüber hinaus ist die Leidenschaft der Unternehmer im Raum spürbar. Ihre Leidenschaft versetzt sie in die Lage andere Menschen (Mitarbeiter, Kunden, Partner etc.) zu begeistern, anzustecken und in ihren Bann zu ziehen.

Zusätzlich zeichnet sie aus, dass sie leben und lieben, was sie tun. Demzufolge identifizieren sich leidenschaftliche Unternehmer zu 100 Prozent mit ihrem Unternehmen. Charakteristisch sind außerdem Elan, Freude und der starke Bezug zum Produkt oder der Dienstleistung. Zudem eint leidenschaftliche Unternehmer, dass sie mit ihrem hohen Engagement etwas bewegen möchten. Daher investieren sie überdurchschnittlich viel Zeit, eine Sache hervorzubringen, ein Problem zu lösen oder ein Kundenbedürfnis zu befriedigen.

Der erfolgreiche Unternehmer

Die obigen Ausführungen machen bereits deutlich, dass eine einheitliche Definition im Hinblick auf den unternehmerischen Erfolg ein nahezu unmögliches Unterfangen darstellt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Studienteilnehmer unternehmerischen Erfolg sehr unterschiedlich definierten.

Zusammenfassend denken und handeln erfolgreiche Unternehmer unternehmerisch, wirtschaftlich und nachhaltig. Sie sind zufrieden, entwickeln sich stetig persönlich weiter, strahlen eine gewisse innere Ruhe aus, identifizieren sich in vollem Maße mit ihrem Unternehmen und verfügen im Idealfall über zufriedene und teambegeisterte Mitarbeiter. Darüber hinaus sind sie in der Lage ihre Angestellten zu motivieren, zu inspirieren und ihnen ihr Vertrauen zu schenken. Zudem werden sie ihrer (gesellschaftlichen) Verantwortung und ihrer Vorbildfunktion in geeignetem Maße gerecht.

Unternehmenserfolg bedeutet für die interviewten Unternehmer in Bezug auf qualitative Kriterien eine hohe Kundenzufriedenheit und -bindung, eine hohe Produkt- und/oder Dienstleistungsqualität, die Steigerung der Markenbekanntheit, stetiges Unternehmenswachstum, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit, wohlstrukturierte Prozesse sowie die Etablierung eines nachhaltigen und skalierbaren Geschäftsmodells.

In quantitativer Hinsicht verbinden die Gesprächspartner mit Unternehmenserfolg Liquidität – die Fähigkeit termingerecht seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können – das Erwirtschaften finanzieller Überschüsse (Gewinne) sowie finanziellen Investitionsspielraum.

Kurzum bedeutet unternehmerischer Erfolg ein Mix aus finanzieller und emotionaler Zufriedenheit.

Unternehmerische Leidenschaft und unternehmerischer Erfolg

Zum Schluss widme ich mich dem Zusammenhang zwischen unternehmerischer Leidenschaft und unternehmerischem Erfolg und somit dem zentralen Forschungsinteresse. Forschungserkenntnisse erzielte ich dabei im Besonderen durch die Konfrontation der Gesprächspartner mit folgenden drei Thesen:

  • „Unternehmerische Leidenschaft begünstigt unternehmerischen Erfolg.“
  • „Leidenschaftliche Unternehmer sind (zwangsläufig) erfolgreich oder zumindest erfolgreicher als weniger leidenschaftliche Unternehmer?“
  • „Der typische Unternehmer besitzt automatisch eine leidenschaftliche Persönlichkeit?“

Erwartungsgemäß herrschten divergierende Meinungen unter den Teilnehmern vor.

So waren 80% der Interviewteilnehmer der Ansicht, dass unternehmerische Leidenschaft unternehmerischen Erfolg fördert (These 1). Die Unternehmer gaben an, dass man mit unternehmerischer Leidenschaft in kurzer Zeit mehr erreicht, die Leidenschaft beflügelt und zu unternehmerischem Erfolg verhilft.

Ein wesentlich gespalteneres Stimmungsbild war bei These 2 zu beobachten. Die Widersacher unterstellen beispielsweise Finanzinvestoren mangelnde Leidenschaft und machen deutlich, dass es anderen Faktoren wie Durchhaltvermögen, Engagement, Kreativität, Veränderungsbereitschaft, aber auch Glück bedarf, um unternehmerisch erfolgreich zu sein. Schließlich wird betont, dass die erfolgversprechende Geschäftsidee genauso wenig genügt, als dass Leidenschaft über die mangelnde Qualität dieser hinwegtäuscht.

Auch in Bezug auf These 3 herrschte deutliche Uneinigkeit. Die Fürsprecher argumentieren, dass die unternehmerische Leidenschaft die Grundlage für jegliches unternehmerisches Denken und Handeln darstellt. Interessanterweise messen die Interviewpartner der Frage, ob es sich um einen Unternehmer im Allgemeinen (z.B. Geschäftsführer) oder den Gründer des Unternehmens handelt, entscheidendes Gewicht bei.     
Dass ein Computer unter spezifischen Voraussetzungen durchaus in der Lage ist, ein Unternehmen erfolgreich zu führen spricht gegen die Vermutung, dass der typische Unternehmer eine leidenschaftliche Persönlichkeit besitzt.
Schließlich wird betont, dass unternehmerische Leidenschaft für die Mitmenschen nicht immer sichtbar ist.

 

Fazit – und was bedeutet das nun?

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die unternehmerische Leidenschaft zwar als wichtiger Faktor, nicht jedoch als Erfolgsgarant für unternehmerischen Erfolg ausgemacht werden kann.

Erstens ist die unternehmerische Leidenschaft nicht greifbar. Es handelt sich um eine sehr facettenreiche Emotion, die in Abhängigkeit der Persönlichkeit unterschiedlich ausgeprägt ist. Auch wenn die Hälfte der Studienteilnehmer dem Stereotyp des Unternehmers eine leidenschaftliche Persönlichkeit attestiert, gibt diese nicht den alleinigen Ausschlag für dessen unternehmerischen Erfolg.

Zweitens hängt der unternehmerische Erfolg zweifelsohne von wirtschaftlichen (Ressourcenausstattung, Qualität des Angebots etc.), psychologischen (u.a. Durchhaltevermögen und Resilienz) und sozialen Faktoren (z.B. Netzwerk, Kommunikations- und Führungskompetenz) ab.

Drittens erschwert die vielfältige Definition für unternehmerischen Erfolg die Messung des Erfüllungsgrades. Demnach können unterschiedliche Größen für verschiedene Individuen Anzeichen für unternehmerischen Erfolg sein. Dabei entscheiden sowohl quantitative Kriterien, sogenannte Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators, KPI) wie Umsatz, Gewinn, Cashflow, Wachstumsrate etc. als auch qualitative Kriterien wie z.B. Kundenzufriedenheit und Zielerreichungsgrad über Erfolg oder Misserfolg. Schließlich hängt dieser zusätzlich von der individuellen Erfolgsdefinition des Unternehmers ab.

Ohne Frage unterstützt die unternehmerische Leidenschaft den Unternehmer maßgeblich auf dem Weg zum Erfolg: Beispielhaft seien die hohe Einsatzbereitschaft (Mehr- und Wochenendarbeit) sowie ein höheres Energielevel, welches sich z.B. durch Spaß und Arbeitszufriedenheit äußert, genannt.

Schließlich gilt einschränkend zu ergänzen, dass sich der Forscher auf die Akquise leidenschaftlicher und gleichzeitig erfolgreicher Unternehmer fokussierte. Er empfiehlt daher die Integration einer Kontrollgruppe (nicht-erfolgreiche Unternehmer), was durch folgende Grafik verdeutlicht wird.

 

Kurzsteckbrief des Autors:

Name: Andreas Buß    
geboren am 14.01.1989 in Gengenbach (Deutschland)  

Beruflicher Werdegang

  • Ausbildung zum Bankkaufmann
  • B.Sc. Wirtschaftswissenschaften (Universität Ulm)
  • M.Sc. Entrepreneurship (Universität Liechtenstein)

Interessen

  • Innovative Geschäftsmodelle, Digital Banking
  • Sport, Kochen, Reisen und Lesen

Fotos: Bettina Kogler/ Bröll Fotografie / Frederick Sams Fotografie / Unsplash

 

Quellen / Literaturnachweise:

Absatz Was ist Leidenschaft:

[i] Cardon, M. S., Wincent, J., Singh, J., & Drnovsek, M. (2005). ENTREPRENEURIAL PASSION: THE NATURE OF EMOTIONS IN ENTREPRENEURSHIP. Academy of Management Proceedings, 2005(1), G1–G6. https://doi.org/10.5465/ambpp.2005.18778641, S. G1

[ii] Philippe, F. L., Vallerand, R. J., Houlfort, N., Lavigne, G. L., & Donahue, E. G. (2010). Passion for an activity and quality of interpersonal relationships: The mediating role of emotions. Journal of Personality and Social Psychology, 98(6), 917–932. https://doi.org/10.1037/a0018017, S. 917

[iii] Vallerand, R. J., Blanchard, C., Mageau, G. A., Koestner, R., Ratelle, C., Léonard, M., … Marsolais, J. (2003). Les passions de l’âme: On obsessive and harmonious passion. Journal of Personality and Social Psychology, 85(4), 756–767. https://doi.org/10.1037/0022-3514.85.4.756, S. 757

Absatz Was ist unternehmerische Leidenschaft:

[i] Cardon, M. S., Wincent, J., Singh, J., & Drnovsek, M. (2009). The Nature and Experience of Entrepreneurial Passion. Acad-emy of Management Review, 34(3), 511–532. https://doi.org/10.5465/amr.2009.40633190, S. 517

Absatz Was ist unternehmerischer Erfolg:

[i] Fisher, R. (2011, Dezember). Passion, Resilience, Obsession & Sustained Entrepreneurial Action: the Path to Entrepreneurial Success (Doctor of Philosophy). Swinburne University of Technology, Victoria, Australia. Abgerufen von https://researchbank.swinburne.edu.au/file/c3e53410-3982-417d-b01a-0bfce58c07bf/1/Rosemary%20Fisher%20Thesis.pdf , S. 19 f.
[ii] Brockner, J., Higgins, E. T., & Low, M. B. (2004). Regulatory focus theory and the entrepreneurial process. Journal of Business Venturing, 19(2), 203–220. https://doi.org/10.1016/S0883-9026(03)00007-7, S. 206 f.
[iii] Unger, J. M., Rauch, A., Frese, M., & Rosenbusch, N. (2011). Human capital and entrepreneurial success: A meta-analytical review. Journal of Business Venturing, 26(3), 341–358. https://doi.org/10.1016/j.jbusvent.2009.09.004; Venkatraman, N., & Ramanujam, V. (1986). Measurement of Business Performance in Strategy Research: A Comparison of Approaches. The Academy of Management Review, 11(4), 801. https://doi.org/10.2307/258398
[iv] Brush, C. G. (2008). Pioneering strategies for entrepreneurial success. Business Horizons, 51(1), 21–27. https://doi.org/10.1016/j.bushor.2007.09.001[v] Rauch, A., Frese, M., & Sonnentag, S. (2000). Cultural Differences in Planning/Success Relationships: A Comparison of Small Enterprises in Ireland, West Germany, and East Germany^. JOURNAL OF SMALL BUSINESS MANAGEMENT, 38(4), 28–41.
[vi] Caliendo, M., & Kritikos, A. S. (2008). Is Entrepreneurial Success Predictable? An Ex-Ante Analysis of the Character-Based Approach. Kyklos, 61(2), 189–214. https://doi.org/10.1111/j.1467-6435.2008.00398.x, S. 193 f.[vii] Nel, P, Prebble, D & Erasmus, H 2008, ‚Contemporary Tertiary Entrepreneurship Education in New Zealand: An Empirical Study of Usefulness‘ 5th Australian Graduate School of Entrepre-neurship – International Entrepreneurship Research Exchange, Melbourne.
[viii] De Klerk, S., & Kroon, J. (2008). Business networking relationships for business success. South African Journal of Business Management, 39(2), 25–36.
[ix] Fisher, R. (2011). Passion, Resilience, Obsession & Sustained Entrepreneurial Action: the Path to Entrepreneurial Success (Doctor of Philosophy). Swinburne University of Technology, Victoria, Australia. Ab-gerufen von https://researchbank.swinburne.edu.au/file/c3e53410-3982-417d-b01a-0bfce58c07bf/1/Rosemary%20Fisher%20Thesis.pdf, S. 35.
[x] Cliff, J. E. (1998). Does one size fit all? exploring the relationship between attitudes towards growth, gender, and business size. Journal of Business Venturing, 13(6), 523–542. https://doi.org/10.1016/S0883-9026(97)00071-2, S. 527
[xi] Austin, J., Stevenson, H., & Wei-Skillern, J. (2012). Social and commercial entrepreneurship: same, different, or both? Revista de Administração, 47(3), 370–384. https://doi.org/10.5700/rausp1055, S. 372
[xii] Alstete, J. W. (2002). On becoming an entrepreneur: an evolving typology. International Journal of Entrepreneurial Behavior & Research, 8(4), 222–234. https://doi.org/10.1108/13552550210436521, S. 222
[xiii] Alstete, J. W. (2002). On becoming an entrepreneur: an evolving typology. International Journal of Entrepreneurial Behavior & Research, 8(4), 222–234. https://doi.org/10.1108/13552550210436521, S. 228